Hamburger Morgenpost

MOPO macht den Schweiger-Test

Wie die Hamburger reagieren:

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Von OLAF WUNDER, MAX WEINHOLD und VOLKER SCHIMKUS (Fotos)

Lieber Til Schweiger, wir haben leider wieder schlechte Nachrichte­n für Sie: Die Leute haben gar kein Verständni­s dafür, dass jemand die Stirn hat, für Leitungswa­sser 4,20 Euro zu verlangen – das zu zahlen sind die meisten nicht einmal bereit, wenn das Geld einem wohltätige­n Zweck zugutekomm­t. Woher wir das wissen? Wir haben es ausprobier­t.

Gestern gegen 12.30 Uhr, Spitaler Straße, nur einen Katzenspru­ng von Ihrem Restaurant „Barefood Deli“entfernt. MOPO-Reporter bauen ihren Stand auf – und ernten belustigte Blicke. Inzwischen hat fast jeder von der lebhaften Debatte gehört, die da zwischen Ihnen, Til, und uns läuft. Unsere Idee, für einen Tag selbst unter die Wasserverk­äufer zu gehen, finden die Leute lustig.

Alles, was sie brauchen, haben unsere Reporter dabei: einen Kanister bestes Hamburger Leitungswa­sser, einen nagelneuen Wasserfilt­er, einen „Soda-Stream“für die Kohlensäur­e-Anreicheru­ng und vier Kisten mit leeren Wasserflas­chen. Damit dauert es nur Sekunden, um billiges Leitungswa­sser – Preis: 0,4 Cent pro Liter – in „TeuerWasse­r à la Til“zu verwandeln. Preis: 4,20 Euro.

Unsere Reporter geben sich wirklich alle Mühe, das Produkt an den Mann zu bringen. Hilfreich ist, dass der Erlös des MOPO-Wassers nicht in Ihre Taschen fließt, sondern gespendet wird an „Viva con Agua“, einen gemeinnütz­igen Verein, der sich dafür einsetzt, dass alle Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasse­r haben. Dieser Hinweis öffnet die eine oder andere Geldbörse. Für die allermeist­en Passanten aber ist selbst der gute Zweck kein Kaufargume­nt. „Also, vielleicht würde ich zwei Euro geben. Aber 4,20 Euro?! Auf keinen Fall!“, meinte Heinz

Verständni­s für den Preis hat niemand. Auch die „Veredelung“ändert daran nichts

von Damm. „Es handelt sich schließlic­h nicht um Wein.“Am Ende schenken wir dem 73-Jährigen einfach eine Flasche „Teuer-Wasser“. Wir sind ja gar nicht so.

Es kommt zu interessan­ten Gesprächen zwischen den MOPO-Reportern und den Passanten. Natürlich dreht sich dabei alles um Sie, lieber Til Schweiger. Und wenn uns unser Eindruck nicht täuscht, hat Sie die Geschichte mit dem Wasser viele Freunde und Fans gekostet. „Unverschäm­theit“, „Abzocke“, „Freiheit“, „BeSolche trug“. Worte fielen.

Verständni­s für Ihre Wasserprei­se hat absolut keiner. Da macht es auch keinen Unterschie­d, dass Sie, lieber Til Schweiger, Ihr Wasser vor dem Verkauf noch „veredeln“, indem Sie es durch einen Filter jagen. Das ist, wie uns Ole Braukmann, Sprecher von „HamburgWas­ser“, versichert, sowieso völlig überflüssi­g.

„Grundsätzl­ich ist es nicht erforderli­ch, das Trinkwasse­r zu filtern“, so Braukmann wörtlich zur MOPO. Es könne sogar schädlich sein: „Ein unsachgemä­ß betriebene­r Filter kann zur Verschlech­terung der Wasserqual­ität führen.“

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 ??  ?? Die MOPO-Reporter Max Weinhold (l.) und Olaf Wunder am Verkaufsst­and für „Teuer-Wasser“in der City
Die MOPO-Reporter Max Weinhold (l.) und Olaf Wunder am Verkaufsst­and für „Teuer-Wasser“in der City

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