So klappt es mit der
Nach der Babypause ist für viele Frauen Schluss mit dem Aufstieg im Job. Doch das muss nicht sein
Von SANDRA SCHÄFER
Ärztemangel in Deutschland. Jetzt fordert ein Professor eine Männerquote fürs Medizin-Studium – damit wieder mehr Männer in den Kliniken beschäftigt sind (MOPO berichtete). Sein Argument: Frauen arbeiten meist nur Teilzeit oder hören sogar ganz auf zu arbeiten, wenn sie Kinder bekommen. Aber ist das mit der Teilzeit wirklich so ein Problem? Nein, wie das Beispiel Asklepios zeigt.
In den Hamburger Asklepios-Kliniken arbeiten schon jetzt mehr Ärztinnen als Ärzte (51,1 Prozent). Werden auch Pfleger, Krankenschwestern, Medizintechniker dazugerechnet, so liegt der Frauenanteil bereits bei 74,7 Prozent.
Das Thema Teilzeit ist dort daher nicht neu. „Bei uns arbeiten mehr als ein Viertel aller Ärzte in Teilzeit“, sagt Sprecher Franz Jürgen Schell. Die Mehrheit sind Frauen. Aber auch jeder sechste Mann arbeitet nicht Vollzeit. Schell bewertet das nicht als Problem: „Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, den Bedürfnissen hier entgegenzukommen.“
Denn die junge Generation setzt laut Schell zum Teil andere Prioritäten als früher, etwa bei der Work-Life-Balance. „Dafür bieten wir verschiedene Arbeitszeitmodelle an.“Eine Männerquote hält man bei Asklepios für „nicht zielführend“: „Der Effekt wäre allenfalls überschaubar“, so Schell. „Strukturelle Probleme wie der Mangel an Nachwuchs-Medizinern lassen sich damit nicht lösen.“
Eine der Frauen, die von den flexiblen Arbeitszeitmodellen bei Asklepios profitieren, ist Juliane Rath (39). Sie hat als Oberärztin der Anästhesie und Intensivmedizin in Barmbek Karriere gemacht und kann trotz ihrer Führungsposition in Teilzeit arbeiten – wie jede dritte weibliche Führungskraft in den Asklepios-Kliniken.
Rath kommt gerade aus der Babypause. Sie hat zwei Mädchen (3 und 1 Jahr alt) und ist jeweils ein Jahr nach der Geburt wieder in den Beruf eingestiegen. „Jetzt arbeite ich 50 Prozent“, erzählt sie. Ab Sommer will sie wieder auf 75 Prozent gehen. Das geht aus privaten Gründen noch nicht sofort. Denn ihr Mann ist Chefarzt und gerade beruflich besonders gefordert. „Mein Abteilungsleiter hat den Wiedereinstieg in Teilzeit ganz unkompliziert möglich gemacht“, so Rath. Auch das Aufstocken später werde kein Problem. Erleichtert wird das dadurch, dass Rath in einer großen Abteilung tätig ist. In kleinen Einheiten ist die Organisation schwieriger.
Natürlich kann Rath in medizinischen Notfällen nicht einfach bei Dienstschluss den OP verlassen, weil die Kita schließt. „Deshalb haben wir eine Kinderfrau, sie holt die Mädchen ab.“Dann sei es kein Problem, wenn sie selbst manchmal erst zwei bis drei Stunden später zu Hause ist. „Mir ist bewusst, dass das ein Privileg ist und viele andere Mütter zum Dienstschluss mächtig gestresst sind, weil sie pünktlich rausmüssen.“
Rath hat sich erst spät für Kinder entschieden. „Die berufliche Positionierung war mir wichtig. Ich bin jemand, der mitgestalten möchte.“Dauerhaft aus dem Beruf auszusteigen, könnte sie sich nicht vorstellen. „Ich arbeite gern und bin gern Mutter. Nach einem Jahr Elternzeit ist es toll, wieder geistig anspruchsvoll gefordert zu werden.“Ohne moderne Arbeitszeitmodelle wäre das so nicht möglich.