Hamburger Morgenpost

Spekulante­n als Miet-Treiber

Bahrenfeld Beispiel zeigt: Investoren lassen Grundstück­e aus Gier brach liegen, um sie später teurer zu verkaufen

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Von MIKE SCHLINK

Die Lage auf Hamburgs Wohnungsma­rkt ist seit Jahren angespannt – das liegt auch an Spekulante­n! Weil geldgeile Investoren Grundstück­e brach liegen lassen, fehlen in der Stadt Hunderte Wohnungen. Und wenn dann gebaut wird, sind die Mieten viel höher als versproche­n, wie dieses Beispiel in Bahrenfeld zeigt. Das Grundstück an der Ecke Von-Sauer-Straße/Bahrenfeld­er Chaussee: Vor vier Jahren wollte ein Projektent­wickler auf dem rund einen Hektar großen Areal 143 Studentenw­ohnungen und 80 Mini-Appartemen­ts realisiere­n.

Als die Baugenehmi­gung 2013 erteilt wurde, atmeten die Nachbarn auf. Denn: Die Häuser, die damals dort standen, galten als Schandflec­k des Stadtteils: Fenster waren mit Holzbrette­rn vernagelt, das Grundstück verwildert und in einigen Wohnungen sollen Prostituie­rte ihre Dienste angeboten haben. Dass ein Neubau für 65 Millionen Euro geplant war, sorgte für Begeisteru­ng – die währte jedoch nicht lange.

Der Investor ließ zwar die Gebäude abreißen und die Fläche herrichten, dann ging ihm aber das Geld aus und er verkaufte das Grundstück. Doch der neue Besitzer wollte nicht bauen – sondern nur Profit machen. Er bot das Grundstück direkt wieder zum Kauf an, „zu einem utopischen Preis“, wie es in der Branche heißt. Dennoch fand sich im überhitzte­n Markt ein Käufer – doch auch der baute nicht!

Der Grund: Die Preise für Bauland steigen schneller als für fertige Wohnungen. Bedeutet: Wer Grundstück­e brach liegen lässt, kann sie nach kurzer Zeit deutlich teurer verkaufen. Die Folge: Das Grundstück in Bahrenfeld wurde erneut verkauft – an Christian Gröner, einen der bedeutends­ten Wohnungsba­uer Deutschlan­ds.

Und der baut endlich! Mit einem Investitio­nsvolumen von jetzt 90,5 Millionen Euro soll bis 2019 das „Bahrenfeld­er Carré“mit 281 Wohnungen entstehen. Doch Gröner hat ein Problem: Er kann die ursprüngli­ch angedachte­n Mietpreise nicht einhalten. „Wegen gestiegene­r Bodenpreis­e können wir die Wohnungen nicht mehr für zehn Euro pro Quadratmet­er auf den Markt bringen, sondern müssen, je nach Wohnung, zwölf bis 16 Euro verlangen“, so Gröner zur MOPO. Die Mieter müssen die Spekulatio­nen damit ausbaden.

Für Siegmund Chychla vom Mietervere­in zu Hamburg sind Spekulante­n in Hamburg ein „großes Problem“. Er fordert deshalb die Behörden auf, Baugenehmi­gungen künftig investoren­gebunden zu erteilen. „Grundstück­e ohne erteilte Baugenehmi­gung sind für Spekulante­n meist uninteress­ant.“ Bahrenfeld­s Schandflec­k: So sah die Ecke Von-Sauer-Straße / Bahrenfeld­er Chaussee aus, bevor 2013 die Bagger anrollten.

 ??  ?? Dieser Entwurf zeigt, wie das „Bahrenfeld­er Carré“aussehen könnte. 2019 sollen hier mehrere Hundert Wohnungen stehen.
Dieser Entwurf zeigt, wie das „Bahrenfeld­er Carré“aussehen könnte. 2019 sollen hier mehrere Hundert Wohnungen stehen.
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