Hamburger Morgenpost

Schillerop­er-Abriss – jetzt wird’s ernst!

St. Pauli Eigentümer wollen den Zirkusbau vom Denkmalsch­utz befreien A7-Sanierung wird verschoben

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Von ANKEA JANSSEN

Das Gezerre um die Schillerop­er geht in eine neue Runde. Seit 2006 steht der historisch­e Zirkusbau auf St. Pauli leer und verfällt. Was genau der Eigentümer hier plant, ist nicht bekannt. Doch aus einer Kleinen Senatsanfr­age geht jetzt hervor, dass es wieder Versuche gibt, das Gebäude aus dem Denkmalsch­utz zu befreien. „Das wäre ein Skandal“, sagt Heike Sudmann von der Linken.

Ursprüngli­ch war die Schillerop­er auf St. Pauli ein Zirkus mit Artistenwo­hnungen und Elefantens­tällen, später ein Theater, zuletzt ein Indie-Club. Doch seit 2006 steht die ufoähnlich­e Ruine in Hamburger Bestlage leer – und nichts tut sich. LinkenBaue­xpertin Heike Sudmann hat beim Senat jetzt den aktuellen Stand der Planungen erfragt. „Die Antworten lassen bei mir alle Alarmglock­en läuten“, so Sudmann.

Denn aus denen geht hervor, dass von der Eigentümer­seite Gutachten und Bewertunge­n eingereich­t wurden, mit dem Ziel, die Schillerop­er aus dem Denkmalsch­utz befreien zu lassen. Dabei hat erst vor vier Jahren das Oberverwal­tungsgeric­ht entschiede­n, dass die Stahlkonst­ruktion aus dem 19. Jahrhunder­t unter Denkmalsch­utz steht, nicht abgerissen werden darf und bleiben muss!

„Seitdem sind wieder einige Jahre vergangen, in denen sich der Eigentümer nicht gekümmert hat“, so Sudmann. Erst am 29. März gab es ein Mahnschrei­ben des Denkmalsch­utzamtes an den Eigentümer, die Stahlkonst­ruktion in Stand zu setzen.

„Und zwei Wochen später werden Gutachten eingereich­t, Früher Manege, später Zuschauerr­aum des Theaters. So sah der Kuppelsaal der Schillerop­er einmal aus. erhalten um den Denkmalsch­utz aufzuheben. Es wäre nicht das erste Mal, dass das Denkmalsch­utz am Ende der Verlierer ist“, so Sudmann.

Laut Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehö­rde, geben Eigentümer häufig an, dass der Erhalt des Gebäudes wirtschaft­lich nicht zumutbar sei, um aus dem Denkmalsch­utz herauszuko­mmen. „Meist möchte der Eigentümer die Fläche frei verwalten können.“

Klar ist: Dann wäre das Grundstück sofort ein Vielfaches wert. Seit 2014 vertritt die „Schillerop­er Objekt GmbH“die Interessen des Eigentümer­s. Mit dem Bezirk Mitte und dem Oberbaudir­ektor soll es immer wieder intensive Gespräche gegeben haben, Infos zu den Planungen gibt es nicht.

Morgen gibt es ein Treffen der Anwohner-Initiative „Schillerop­er“, die sich um den Erhalt des Zirkusbaus bemüht (Bei der Schillerop­er 15, 15-18 Uhr), um die Öffentlich­keit zu informiere­n. Hamburgs Verkehrsbe­hörde hat die angekündig­ten Sanierungs­arbeiten auf der A7 abgesagt. Zwischen den Anschlusss­tellen Heimfeld und Moorburg sollten an diesem Wochenende Schäden im Fahrbahnbe­lag behoben werden – eine Baufirma hatte dort gepfuscht (MOPO berichtete). Die Maßnahme ist bereits einmal wegen des Oster-Reiseverke­hrs verschoben worden. An diesem Wochenende verhindert der angekündig­te Regen die Arbeiten. Ein Ersatzterm­in steht noch nicht fest.

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Seit 128 Jahren steht die Schillerop­er bereits auf St. Pauli. Die weiße Stahlkonst­ruktion steht unter Denkmalsch­utz und darf nicht abgerissen werden.
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