St. Pauli macht einen Riesenschritt
Rauf auf Platz elf! Ziereis, Buchtmann und Bouhaddouz treffen nach Rückstand
Wer solche Spiele gewinnt, der steigt nicht ab: In den letzten zwölf Minuten drehte ein bis dahin schwacher FC St. Pauli einen Rückstand bei Fortuna Düsseldorf noch in ein 3:1 – und sprang nach dem dritten Sieg in Serie in der Tabelle auf Platz elf! So gut stand der Kiezklub noch nie da in dieser Saison. „Es hat lange nicht so ausgesehen, als ob wir drei Punkte mitnehmen könnten“, musste Ewald Lienen nach dem Schlusspfiff eingestehen. Der Coach sah nach dem frühen Verletzungsschock von Bernd Nehrig und Düsseldorfs Akpobuma (siehe Titel) eine erste Hälfte zum Vergessen mit raren Highlights in Form der Chancen von Fortunas Gartner (21., 34.) sowie Aziz Bouhaddouz, der freistehend nach Flanke von Waldemar Sobota vergab (32.). Und auch nach der Pause lief bei beiden Teams lange wenig. Bis zur 66. Minute. Da sah Düsseldorfs Bodzek die Ampelkarte – und stürzte St. Pauli dadurch tatsächlich von einer Verlegenheit in die andere. Die Fortuna-Anhänger unter den 28 429 Zuschauern machten plötzlich Alarm, die Hamburger Spieler bekamen vollends weiche Beine. „Das war chaotisch“, räumte Mats Möller Daehli ein, Christopher Buchtmann nannte die Zeit „konfus“, Sören Gon-
ther sprach von „einer vogelwilden Phase, die ich so noch nie erlebt habe“.
Die Folge: der Rückstand. Nach einem abgewehrten Eckball traf Hoffmann zur verdienten Führung der Hausherren (72.). „Aber“, fügte Buchtmann an, „wir haben uns gefangen und wieder in die Spur gefunden. Und das ist in unserer Situation nicht normal.“Den Anfang der Wende machte Philipp Ziereis mit seinem ersten Tor für St. Pauli überhaupt in klassischer Abstauber-Manier (78.). Und als Hoffmann nach Notbremse an Sahin Rot sah und St. Pauli doppelte Überzahl hatte (82.), verwandelte Buchtmann den Matchball. Sein butterweich getretener Freistoß, der aus dem Foul an Sahin resultierte, landete sanft zum 2:1 in den Maschen. „Wenn ich den Ball nur noch über die Mauer schlenzen muss – das ist genau mein Ding“, frohlockte Buchtmann, der in der Nachspielzeit noch Bouhaddouz’ per gefühlsvollem Lupfer erzielten Treffer zum Endstand bejubeln durfte.
Und plötzlich war allen völlig egal, dass lange wenig bis gar nichts zusammengelaufen war. „Weißt du was? Das ist mir scheißegal“, sagte Sören Gonther lachend. „Ich werde mir das Spiel garantiert zu Hause nicht noch einmal angucken, aber das interessiert mich auch gar nicht. Viel wichtiger ist, dass wir die drei Punkte haben.“Und das man so eigentlich nicht absteigen kann.