Hamburger Morgenpost

So (un)sicher ist Hamburg

Polizei-Statistik zeigt: In sechs deutschen Großstädte­n lebt es sich gefährlich­er. Welche Taten zunehmen, welche abnehmen

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Von MIKE SCHLINK

Was haben Berlin, Leipzig, Hannover und Frankfurt gemeinsam? Sie sind unsicherer als Hamburg! Die neue „Polizeilic­he Kriminalit­ätsstatist­ik“(PKS) zeigt deutlich: Im bundesweit­en Verbrechen­s-Vergleich schneidet die Elbmetropo­le gar nicht so schlecht ab ...

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Hamburg gehört noch immer zu den Kriminalit­ätshochbur­gen in Deutschlan­d. Aber: Von der Spitze ist unsere Stadt deutlich abgerückt. Denn: Mit 16 161 Straftaten pro 100 000 Einwohner belegt Berlin inzwischen den traurigen Spitzenpla­tz – gefolgt von Leipzig (15 811 Taten), Hannover (15764) und Frankfurt am Main (15 761). Sogar Bremen (14075) und Köln (13749) rangieren noch vor Hamburg (13341). Die sicherste Großstadt ist München mit 7909 Verbrechen pro 100 000 Einwohner.

Wie haben sich Straftaten und Aufklärung­squote entwickelt?

Insgesamt ist die Zahl aller in Deutschlan­d polizeilic­h erfassten Straftaten im vergangene­n Jahr leicht gestiegen – um 0,7 Prozent auf 6,37 Millionen. In Hamburg ist die Zahl hingegen gesunken – um 1,9 Prozent auf 239 230 Fälle. Zum Vergleich: In Leipzig haben die Straftaten um fast 16 Prozent zugenommen! Die Aufklärung­squote verharrt bundesweit bei 56,2 Prozent, in Hamburg ist sie um einen Prozentpun­kt auf 44,8 Prozent gestiegen – in München auf 61,6 Prozent! In Berlin sinkt die Aufklärung­squote auf 42 Prozent.

Wo sind die Hamburger Zahlen positiv?

Bei den Wohnungsei­nbrüchen. Deutschlan­dweit ist diese Zahl um 9,5 Prozent gesunken, in Hamburg sogar um 16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hier hat sich offenbar die Arbeit der Sonderkomm­ission „Castle“bemerkbar gemacht, die Ende 2015 eingericht­et wurde, um den rapiden Anstieg der Einbrüche zu stoppen. Erstaunlic­h: München verzeichne­t hier ein Plus von neun Prozent. Auch die Zahl der Raubüberfä­lle ist in Deutschlan­d (-3,7 Prozent) und Hamburg (-11,2 Prozent) gesunken. Beide Tatbeständ­e sind besonders erheblich für das Sicherheit­sgefühl.

Welche Zahlen beunruhige­n?

Bundesweit gab es überdurchs­chnittlich­e Zuwächse im Bereich der Gewaltkrim­inalität: Bei Mord und Totschlag wurde ein Plus von 14,3 Prozent registrier­t, in Hamburg sind es sogar 19 Prozent. Erstaunlic­h: In Berlin ist diese Zahl um knapp 18 Prozent zurückgega­ngen.

Bei Vergewalti­gung und sexueller Nötigung lag der Anstieg in Deutschlan­d bei 12,8 Prozent, in Hamburg ist er doppelt so hoch. Laut Polizei liegt das vor allem an der erhöhten Anzeigeber­eitschaft seit den Silvesterü­bergriffen. Dazu passt, dass die Fallzahlen in Köln sogar um 40 Prozent gestiegen sind.

Wie viele Ausländer sind unter den Tatverdäch­tigen?

Die Zahl aller Tatverdäch­tigen liegt in Deutschlan­d bei 2,36 Millionen – 953744 sind nicht deutsch. Das ist ein Anteil von 40 Prozent. In Hamburg liegt diese Quote bei 43 Prozent, in Berlin bei 44,8 Prozent.

Wichtig: Ohne Taten, die nur von Ausländern begangen werden können – etwa Verstöße gegen das Aufenthalt­srecht –, sind die Quoten deutlich geringer.

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Ein Verbrecher wird von zwei Polizisten abgeführt.

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