Männer im KlötzchenFieber
Warum gestandene Kerle ihre Freizeit mit Lego verbringen
Von JANINA HEINEMANN
Jedes Kind spielt gern mit den bunten Bauklötzen von Lego. Dass aber auch erwachsene Männer – Manager, Anwälte oder Rentner – dem Steine-Wahn verfallen, weiß Gunnar Zimmer vom Lego-Laden „Steinzeit“in BarmbekSüd. Oft kämen Anzugträger nach Feierabend zu ihm, um passende Steine für Bagger, Mega-Trucks oder Segelschiffe zu finden. Einer ist Jens Georg Feierabend (50). Er hat die „USS Niagara“nachgebaut – aus Lego-Steinen. Das Modell ist 2,35 Meter lang und 15 Kilo schwer. 20 000 Steine hat der Anwalt benutzt, keine Klebe verwendet. „Ich interessiere mich für alles Maritime, habe mehr als 30 Modelle gebaut“, sagt Feierabend. Auch die „Stettin“steht auf einem Schrank. Der Eisbrecher ist sogar motorisiert und schon auf dem Modellboot-Teich im Stadtpark gefahren.
Zum vierten Geburtstag schenkte Feierabend seinem Sohn einen Lego-Kasten mit 1000 Steinen. Während sein Sohn Häuser oder Busse baute, fing der Vater an, Schiffe zu bauen. Dass diese so groß sind, hat einen einfachen Grund: „Ich wollte, dass der Maßstab zu den Lego-Figuren passt.“Mehr als 10 000 Lego-Teile lagern in seiner Wohnung.
„Meine Freundin fragt ständig, warum ich immer mehr Steine kaufe“, sagt er. „Aber ich plane neue Projekte, sammle Steine nach Farben sortiert.“Etwa zweimal pro Woche bringe er einen Beutel von „Steinzeit“mit. Dort kennen sich die Lego-Bauer schon. Ein anderer regelmäßiger Kunde ist Achim Machwart (53). Ihm ist normales Lego zu langweilig. Deshalb entwirft er Technikwunder mit den Steinen.
„Mit ,Lego Technic‘ kann man spielen, das ist mehr Elektrik als reine Baukunst“, sagt Machwart. Vor zehn Jahren suchten er und seine Frau ein gemeinsames Hobby. Seine Frau schlug Lego Technic vor – so bauten sie zusammen ihren ersten Bulldozer. Mittlerweile entwirft Machwart mit einem Freund Modelle am Computer, baut sie dann nach.
Das größte ist ein Kran, der ausgefahren 2,40 Meter hoch ist. Die Bauteile dafür haben ihn rund 1000 Euro gekostet. „Wenn ein Modell fertig ist, fahre ich ein paar Runden damit“, sagt der Technik-Mann. „Es ist spannend, ob alles funktioniert.“Der „Riesenaufwand“lohne sich jedes Mal. „Es ist wie eine Sucht. Im Alter kommt das Kind in mir durch.“