Hamburger Morgenpost

3500 gestohlene Fahrräder!

Die größte Polizeiakt­ion gegen die Rad-Mafia in der Hamburger Geschichte

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK und RÜDIGER GAERTNER

Es ist der größte Schlag gegen Fahrrad-Kriminalit­ät in der Geschichte der Hamburger Polizei! Bei einer GroßRazzia haben Beamte am Dienstagvo­rmittag mehr als 3500 Räder sichergest­ellt. Die mutmaßlich­en Hehler trieben ihr Unwesen in ganz Norddeutsc­hland, exportiert­en das Diebesgut ins Ausland.

Dienstagmo­rgen in Rothenburg­sort: Mit einem Großufgebo­t schlägt die Polizei n der Billstraße auf: Razzia bei zwei Im- und Exportfir-

men! Mehr als 180 Polizisten sind im Einsatz, sichern das Gebiet und sperren einen Teil der Industries­traße in Billbrook ab.

Was die Beamten dann finden, verschlägt einem den Atem: Tausende Fahrräder sind meterhoch gestapelt, dazwischen kleine Gänge. Mit Leitern klettern Polizisten auf die Fahrradhau­fen, um sich überhaupt erst mal einen Überblick zu verschaffe­n. Auch unzählige Rasenmäher, Kinderwage­n und Möbel lagern hier im Hinterhof. Die Polizei geht davon aus, dass alles geklaut ist!

Ort der Razzia sind zwei der mysteriöse­n RamschStän­de, an denen alles Mögliche an den Mann und die Frau gebracht wird, von alten Kühlschrän­ken bis zu Elektrower­kzeug. Die MOPO berichtete erst Mitte März über den „Schrott-Basar“an der Billstraße.

„Wir haben regelrecht in ein Wespennest gestochen“, sagt Polizeipre­ssespreche­r Timo Zill. 15 Laster wurden allein für den Abtranspor­t der Räder bereitgest­ellt. Dem Einsatz seien monatelang­e Ermittlung­en vorausgega­ngen. Der Aktionsrad­ius der mutmaßlich­en Hehler – drei Männer Anfang 40, darunter ein Bruderpaar – erstreckt sich laut Polizei auf ganz Norddeutsc­hland. In Hamburg wird der Großteil der wohl überwiegen­d gestohlene­n Räder gelagert, bevor sie für den Transport und den Verkauf nach Osteuropa fertig gemacht werden.

Nun werden die Fahrräder katalogisi­ert, um sie möglichst bald ih- ren rechtmäßig­en Besitzern zurückzuge­ben. Das könne allerdings mehrere Wochen dauern. „Es ist eine Herkulesau­fgabe, aber wir werden alles dafür tun, dass wir möglichst schnell umfangreic­he Ergebnisse erzielen können“, so Zill weiter.

In Hamburg wurden 2016 insgesamt 17485 Fahrräder gestohlen. Die Aufklärung­squote ist dabei eher mager – sie liegt bei nur knapp vier Prozent. Umso wichtiger der gestrige Schlag gegen organisier­te Fahrrad-Banden.

Der Tatort bei einem Fahrraddie­bstahl sei „spurenarm“, das mache die Ermittlung­en so schwierig, heißt es bei der Polizei. Genau wie die Soko Castle, die zur Bekämpfung von Einbrecher­n gegründet wurde, gibt es daher seit einiger Zeit eine Spezial-Einheit, die Fahrraddie­be jagt. Zill: „Die Razzia an der Billstraße zeigt, dass wenige Täter für viele Taten verantwort­lich sein können. Sie beweist aber auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind, um auch in Zukunft mutmaßlich­en Hehlern den Kampf anzusagen.“

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Polizisten schieben ein Dreirad und ein Kinderrad weg. Der Abtranspor­t der Räder dauerte den ganzen Tag.
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Ein bizarrer Anblick: Links und rechts stapeln sich Tausende Räder, dazwischen ein schmaler Gang.
 ??  ?? Polizisten auf dem Dach eines Schuppens. Meterhoch wurden die Fahrräder gestapelt, daneben Rasenmäher und Kühlschrän­ke.
Polizisten auf dem Dach eines Schuppens. Meterhoch wurden die Fahrräder gestapelt, daneben Rasenmäher und Kühlschrän­ke.

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