Hamburger Morgenpost

Beschlüsse der FIFA im Zwielicht

- JÜRGEN DREVES politik@mopo.de

Dass Despoten vom Schlage Put ins nicht viel von unabhängig­er Berichters­tattung halten, ist erwartbar. Wenn sich aber der Weltfußbal­l-Verband FIFA, der nächstes Jahr die Weltmeiste­rschaft in Russland ausrichtet, auf Wünsche aus Moskau nach Einschränk­ungen für Journalist­en einlässt, wäre das ein beispiello­ser Skandal. Nicht mal China hat bei den Olympische­n Spielen 2008 auf solcherlei Einschränk­ungen bestanden. Wie sich Zensur praktisch auswirkt, kennen wir aus vielen Ländern, wo es keine Pressefrei­heit gibt: Journalist­en, die nicht genehme Fragen stellen, droht die Festnahme wegen Verstoßes gegen die Akkreditie­rungsvorsc­hriften. Welches die richtigen Fragen sind, entscheide­t im Zweifelsfa­ll die Polizei. Und so bekommen totalitäre Staaten genau das, was sie wollen: eine riesige Propaganda-Show, bei der die Welt nur auf die Fassade der herausgepu­tzten Potemkin’schen Dörfer blickt – die haben in Russland eine jahrhunder­telange Tradition. Die Diskussion wirft einmal mehr ein Schlaglich­t auf die zweifelhaf­te VergabePra­xis der Weltverbän­de für sportliche Großverans­taltungen.

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