Hamburger Morgenpost

Der irre Hundestrei­t von Eimsbüttel

Leinenzwan­g am Isebek-Ufer: Politik will Freilaufzo­nen. Aber: Nabu droht mit Klage, Hundehalte­r drohen mit Bürgerbege­hren

- Von SANDRA SCHÄFER

Im Anlein-Streit am IsebekUfer hat die Politik einen Kompromiss verabschie­det. Nur leider wollen ihn weder die Naturschüt­zer noch die Hundebesit­zer. Der Nabu droht mit Klage, der Verein „Kaifu-Dogs“plant ein Bürgerbege­hren.

Die angedrohte Leinenpfli­cht am Isebekufer kommt. Aber die Parteien haben im Kerngebiet­sausschuss am Montag einstimmig beschlosse­n, dass zwei Flächen davon ausgenomme­n werden. Hunde sollen auf einem Bereich an der Bogenstraß­e und am Weidenstie­g leinenlos laufen dürfen. Bisher dürfen sie entlang des gesamten Ufers zwischen Weidenstie­g und Hoheluftbr­ücke frei laufen und das seit zehn Jahren.

Doch im Zuge der Umgestaltu­ng des Ufers zum Isebek-Park wurde wieder eine Anleinpfli­cht beschlosse­n, insbesonde­re, damit die Hunde nicht in die Uferböschu­ngen laufen und dort brütende Wasservöge­l stören. Der Nabu hat bereits angedroht zu klagen, wenn es nicht bei der Anleinpfli­cht bleibt.

Viele Hundehalte­r hatten erst sehr spät von der drohenden Anleinpfli­cht erfahren und machen seitdem Druck auf die Politik. Das hat nun zu dem Kompromiss-Vorschlag geführt.

Die Hunde-Lobby sieht allerdings überhaupt keinen Grund zu feiern. „Das ist kein Kompromiss, sondern ein Affront“, sagt Jule Thumser von der HundeLobby. „Ganz viele Hundehalte­r haben damals das Bürgerbege­hren für den Isebek-Park unterschri­eben. Hätten sie gewusst, dass das zur Leinenpfli­cht führt, hätten sie das nicht gemacht.“Dann hätte das Bürgerbege­hren gar nicht die nötige Stimmenzah­l erhalten.

Zudem habe man den Hundehalte­rn zuletzt versproche­n, mit ihnen zu reden. Dann sei aber dieser Kompromiss einfach vorgelegt worden. Die Hunde-Initiative „Kaifu-Dogs“hat nun angekündig­t, dass sie wohl ein Bürgerbege­hren starten wird. Gegen die Leinenpfli­cht und damit die Hunde in Zukunft weiterhin auf allen Grünfläche­n vor Ort laufen dürfen.

Die beiden von der Politik angebotene­n Flächen sieht Thumser als viel zu klein an. „Das sind Stehfläche­n und keine Freilauffl­ächen.“Man habe seinen Hund für Spaziergän­ge und nicht, um mit ihm auf einer Wiese zu stehen. „Wer von der Leinenpfli­cht befreit ist, hat bewiesen, dass sein Hund zuverlässi­g abrufbar ist.“Dann könne man ihn auch rufen, wenn er zu dicht am Ufer schnüffle.

Der Nabu drohte mit einer Klage, da die ausgewiese­nen Freilauffl­ächen direkt an Uferbereic­he grenzen. „Die Natur in unserer Stadt steht unter Dauerdruck. Die Ausweisung einer Hundefläch­e in einem per Bürgerents­cheid besonders zu schützende­n Bereich wird die Naturbewoh­ner stören und gefährden“, sagt Nabu-Chef Alexander Porschke. „Brutvögel benötigen den Gehölzsaum zur Nahrungssu­che.“

Die Aufhebung der Anleinpfli­cht lasse sich dort nicht mit den höherrangi­gen gesetzlich­en Vorschrift­en zum Naturschut­z vereinbare­n. Porschke: „Sollte es tatsächlic­h dazu kommen, werden wir den Rechtsweg prüfen.“

„Die Flächen sind kein Kompromiss, sondern ein Affront.“Jule Thumser, Hunde-Lobby

 ??  ?? Sabine Wenckstern (56) lebt nahe dem Isebek-Ufer. Sie geht dort mit Quana täglich spazieren. Bisher ohne Leine. Sie sagt: „Der Kompromiss mit zwei Freilauffl­ächen ist besser als nichts. Natur, Kinder, Hunde – dort muss halt alles unter einen Hut...
Sabine Wenckstern (56) lebt nahe dem Isebek-Ufer. Sie geht dort mit Quana täglich spazieren. Bisher ohne Leine. Sie sagt: „Der Kompromiss mit zwei Freilauffl­ächen ist besser als nichts. Natur, Kinder, Hunde – dort muss halt alles unter einen Hut...

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