Comiczeichner Jens Natter widmete sich Roter Flora, „Mutter“und Schulterblatt
Von LUKAS HEGER
r zeichnet Comics: Jens Natter (41) setzt sich künstlerisch mit Hamburg auseinander. Und zwar mit einer Mischung aus Zeichnungen und Kurzgeschichten. Im April erscheint sein neuester Comicband „Die Schanze“, welcher sich ausschließlich mit dem allseits bekannten Viertel beschäftigt. Bevor er sein Werk morgen im Comicladen „Strips & Stories“präsentiert, hat die MOPO den Mann hinter der bildhaften Erzählung getroffen.
Die Episoden des Schanzen-Comics sind dabei so vielfältig wie das Viertel selbst. Zum Teil sind die Comicstrips rein fiktiv, dann mal wieder historisch – oder sogar autobiografisch. Unter anderem illustriert Natter die Geschichte der Roten Flora, die Namensherkunft des Schulterblatts und den Streit um den Wasserturm im Schanzenpark. Gezeichnet und gemalt hat er hauptsächlich mit Acryl, Kohle und normalen Stiften auf Karton oder Papier. Das variiert von Folge zu Folge und ist auch für den Leser des fertigen Buchs noch sichtbar.
Der sympathische Jens Natter wuchs in Verden an der Aller auf. Nach dem Studium der sozialen Arbeit in Emden zog es ihn zusammen mit seiner Freundin nach Frankreich. Natter kann sich noch gut an die Zeit erinnern: „Ich arbeitete damals in der Schweiz und musste jeden Tag mit dem Fahrrad über die Grenze fahren.“Heute ist er wieder zurück im Norden, lebt mit seiner Familie in Hamburg. Die Sehnsucht nach den Freunden hat das Paar damals zurückgeholt.
Wie viele Kinder und Jugendliche hat auch Natter mit „Asterix“einen Zugang zu den bunten und häufig humoristischen Geschichten der Comic-Welt gefunden. In seiner Jugend zeichnete er regelmäßig Titelseiten und kurze Geschichten für kleine Punkrock-Musikzeitschriften.
Irgendwann entschied er sich, seinen erlernten Beruf an den Nagel zu hängen. Seine berufliche Vergangenheit als Sozialarbeiter ist ihm aber wichtig: „Ich war zufrieden, der Beruf war sinnstiftend.“Bis heute bereut er nichts, wenn er in seinem kleinen versteckten Büro in Eimsbüttel sitzt.
Dass die Wahl ausgerech- net auf die Schanze fiel, war für den Zeichner relativ naheliegend: Natter hält sich viel im Viertel auf, wohnt quasi nebenan und meint, „man muss vor Ort sein, um etwas realistisch zu machen und das Flair einzufangen“. Genau diese Nähe zum Viertel lässt sich auch in seinen Comics erkennen. Ob noch andere Stadtviertel folgen, kann Natter noch nicht sagen.
Wer übrigens denkt, Comics kann man auch während der Mittagspause zeichnen, der irrt. Wie viel Arbeit in einem Comicstrip stecken kann, weiß Natter ganz genau: „Comics zeichnen ist ein langer Prozess“. Er brauchte im Schnitt für eine Seite Schanzencomic, inklusive Recherche, Vor- und Reinzeichen, zwischen 10 und 20 Stunden.
„Die Schanze“: 72 Seiten, BoyensVerlag, 12,95 Euro
„Strips & Stories“: 27.4., 17 Uhr, Wohlwillstraße 28, Eintritt frei