Der Vater des Grauens
Lübeck 28-Jähriger missbrauchte Tochter (2). 50 Männer sollen die Tat online verfolgt haben
Von STEPHANIE LAMPRECHT
Der Fall schockiert sogar den erfahrenen Staatsanwalt: Ein 28-jähriger Vater steht vor dem Lübecker Landgericht, weil er seine zweijährige Tochter mehrfach sexuell missbraucht haben soll. Ein Mitangeklagter (47) „assistierte“bei den Schändungen – und rund 50 weitere Männer sollen das Martyrium des Kleinkindes live im Darknet verfolgt und kommentiert haben. Ein Prozess der Abgründe.
Gleich zu Beginn des Prozesses gesteht der Vater Johannes B.: „Ich räume alle Anklagepunkte ein.“Und fügt hinzu: „Ich habe meine Tochter geliebt und liebe sie noch immer. Ich kann mir immer noch nicht erklären, wie es dazu kommen konnte.“Er wirkt emotionslos.
Die Handyvideos, die die Ermittler sicherstellten, zeigten, wie das kleine Mädchen sich wehrte und vor Schmerzen schrie. In seinem Blut wurden später Alkohol und die Droge Speed nachgewiesen. Bevor das Gericht die Bilder und die Livechats in Augenschein nahm, wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen.
Zwischen Sommer und November 2016 haben der junge Vater und sein älterer Freund Thomas R. das Kleinkind laut Anklage immer wieder geknebelt, geschlagen und missbraucht. Drei der neun angeklagten Taten gelten als Vergewaltigungen.
Die beiden Angeklagten filmten ihre Untaten mit dem Handy und stellten die Filme ins sogenannte Darknet, den anonymen „Untergrund“des Internets. Die Staatsanwaltschaft Lübeck ermittelt gegen rund 50 Männer, die die Qualen des Kindes in Online-Chats teilweise live verfolgt und sogar Anweisungen gegeben haben sollen. Ein Mann, dem der Vater Missbrauchsvideos per WhatsApp geschickt hatte, alarmierte schließlich im November 2016 die Polizei.
Die beiden Angeklagten hatten sich in einem Internet-Chat kennengelernt und zum Sex in der Wohnung des Johannes B. verabredet. Nach dem ersten Treffen sei die Idee aufgekommen, das kleine Mädchen zu missbrauchen. Die Taten seien immer in der Nacht geschehen oder wenn die Mutter der Kleinen arbeitete. Sie soll von dem Missbrauch nichts mitbekommen haben: „Ich habe alle Spuren beseitigt“, so der Vater. Er ist wegen Eigentumsdelikten vorbestraft, arbeitete in wechselnden Jobs, etwa in einem Fast-Food-Restaurant.
Während Johannes B. keine Reue erkennen lässt, gibt sich sein Mitangeklagter weinerlich: „Es tut mir unendlich leid. Ich weiß nicht, warum ich zum Monster mutiert bin“, so Thomas R.
Den Angeklagten drohen 15 Jahre Haft. Der Prozess wird fortgesetzt.