Hamburger Morgenpost

Kohle-Gigant kriegt kein Elbwasser mehr

Moorburg Kraftwerk muss jetzt umständlic­h und klimaschäd­lich kühlen

-

Von SIMONE PAULS

Als die Stadt Hamburg den Bau des Kohlekraft­werks Moorburg genehmigte, wurde nicht genügend an den Schutz der Elbfische gedacht. Das hat der Europäisch­e Gerichtsho­f (EuGH) in Luxemburg gestern entschiede­n. Nun muss der Kohle-Koloss im Süden Hamburgs ohne Elbwasser für Abkühlung sorgen – und das wird teuer.

Darum geht es: Das Kohlekraft­werk entnimmt aus der Elbe Kühlwasser. Dabei werden Fische angesaugt und getötet – darunter auch gefährdete Arten wie Lachse. Betreiber Vattenfall ließ als Entschädig­ung bei Geesthacht eine Fischtrepp­e bauen. Das reiche aber nicht, befand die EU-Kommission und verklagte Deutschlan­d.

Der Europäisch­e Gerichtsho­f hat der EU-Kommission gestern weitestgeh­end recht gegeben. Die Richter urteilten: Mögliche negative Auswirkung­en des Kraftwerks­baus auf die Fische in der Elbe wurden vor der Genehmigun­g nicht ausreichen­d geprüft.

Viele Fische passieren das Kraftwerk auf dem Weg zu ihren Laichgebie­ten. Wenn sie angesaugt werden, sterben sie. Dass die neue Fischtrepp­e etwa 30 Kilometer elbaufwärt­s den Schaden aufhebt, sei nicht erwiesen, so die Richter.

Was passiert nun? Künftig darf Vattenfall das Kraftwerk nur noch mithilfe eines Hybridkühl­turms kühlen, der aus Kostengrün­den bislang nur an wenigen Tagen im Jahr betrieben wurde. Dies geschieht nach einer Umsetzungs­frist, die einige Wochen Umweltsena­tor Jens Kerstan (Grüne)

dauern wird. Erst wenn die Umweltbehö­rde die Genehmigun­g dazu erteilt, darf die Ansauganla­ge wieder in Betrieb genommen werden.

Über offizielle Sanktionen entscheide­t die EU-Kommission. Dazu könnte gehören, dass Deutschlan­d eine Geldstrafe zahlen muss und es auch vonseiten der EU das Verbot gibt, die Ansauganla­ge zu betreiben.

Umweltsena­tor Jens Kerstan (Grüne): „Wir werden das Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs jetzt sorgfältig prüfen und uns umgehend darum kümmern, dieses umzusetzen.“Der Betrieb des Kraftwerks wird durch das Urteil nicht behindert, nur teurer für Vattenfall. Der Kühlturm benötigt mehr Energie, dadurch sinkt die Effizenz des Kraftwerks. Außerdem steigt der Kohlendiox­id-Ausstoß pro erzeugter Kilowattst­unde Strom.

Vattenfall teilt mit, dass die Fischtrepp­e sehr wohl effizient sei. Von März 2015 bis März 2016 seien weniger als 100 schützensw­erte Fische durch die Anlage verendet, während gleichzeit­ig mehr als 34 000 dieser Fische über die Treppe der Aufstieg in ihre Laichgewäs­ser ermöglicht wurde.

 ??  ?? Hier tritt das Wasser nach dem Kühlprozes­s wieder aus. Künftig darf Vattenfall nur noch mithilfe dieses Hybridkühl­turms kühlen. An dieser Stelle wird in 14 Metern Tiefe das Wasser für das Kraftwerk angesaugt.
Hier tritt das Wasser nach dem Kühlprozes­s wieder aus. Künftig darf Vattenfall nur noch mithilfe dieses Hybridkühl­turms kühlen. An dieser Stelle wird in 14 Metern Tiefe das Wasser für das Kraftwerk angesaugt.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany