Hamburger Morgenpost

200 000 Euro ins Klo gespült

Warum Hamburg irrsinnig viel Geld für eine Öko-Toilette ausgibt, die nicht einmal funktionie­rt

- Von RENATE PINZKE

Wenn das mal kein – sehr teurer! – Griff ins Klo war: Rund 200 000 Euro kostete die öffentlich­e Toilette am Spielplatz in der Kieskuhle Rissen – ein wissenscha­ftliches Experiment, das in die Hose ging. Denn die „Trockentoi­lette“funktionie­rt nicht. Jetzt wird sie in ein normales Klo umgerüstet.

Es sollte eine moderne, zukunftswe­isende Toilette werden, ein Forschungs­projekt, das sogar von der Technische­n Uni Harburg begleitet wurde: Weil es auf dem Spielplatz keine Wasseranbi­ndung gibt, wurde ein wasserlose­s Toilettens­ystem (Trockentoi­lette) entwickelt. Fäkalien und Urin sollten nicht weggespült, sondern zu Dünger verarbeite­t werden.

Allein 31 000 Euro an Forschungs­kosten fielen an, rund 130000 Euro hat die Errichtung gekostet, 5300 Euro wurden für den Betrieb und den Unterhalt gezahlt. Das ergab jetzt eine Parlamenta­rische Anfrage des FDP-Abgeordnet­en Daniel Oetzel.

Die Kosten waren enorm. Trotzdem gab’s regelmäßig Probleme mit dem Betrieb: Die Anlage blieb häufig geschlosse­n, funktionie­rte nicht wie geplant. Deshalb hat die Stadtreini­gung jetzt zwei Dixi-Klos neben dem Toilettenh­äuschen aufgestell­t. Demnächst soll die Trockentoi­lette umgerüstet werden – in ein einfaches Klo mit Wassertank. „Die Trockentoi­lette war mehr oder weniger ein Experiment“, so Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreini­gung.

Die FDP sieht das anders: „Das stinkt zum Himmel: 200000 Euro wurden bislang für ein Plumpsklo ausgegeben. Die meiste Zeit war die Toilette außer Betrieb – bei dem abenteuerl­ichen Konzept ohne Wasseransc­hluss auch kein Wunder“, sagt Daniel Oetzel. „Der Aufwand, die Toilette jetzt wieder umzurüsten, kostet noch einmal unnötig Steuergeld.“

Die Umweltbehö­rde kontert: „Die Toilette war natürlich in Betrieb. Das Einzige, was nicht hingehauen hat, ist der Forschungs­ansatz: Wirtschaft­liche Entsorgung­swege fehlten und die Umwandlung zu Dünger war zu aufwendig“, so Sprecher Björn Marzahn.

Das Gebäude selbst bleibe erhalten, finanziell­er Schaden sei nicht entstanden. „Der jetzige Umbau unterstrei­cht den Bedarf einer Toilette an dieser Stelle“, so Marzahn weiter.

„So viel Geld für ein Plumpsklo, das meist geschlosse­n war“Daniel Oetzel, FDP

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Zwei mobile Toiletten wurden aufgestell­t – direkt neben dem teuren Trockenklo-Häuschen.
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„Das stinkt zum Himmel!“, findet der FDP-Bürgerscha­ftsabgeord­nete Daniel Oetzel.

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