ZwangsRente
Betriebliche Altersvorsorge ausgeweitet. Aber: Niedrigzinsen drücken die Rendite
Berlin – Was tun gegen Altersarmut? Auf Initiative von Fachministerin Andrea Nahles plant die Bundesregierung eine „Betriebsrenten-Pflicht“für alle deutschen Angestellten. Was auf uns zukommt:
Die betriebliche Altersvorsorge (BAV) ist heute eine wichtige Stütze im Rentensystem. Seit der Reform von 2002, die jedem Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch auf betriebliche Altersvorsorge brachte, hat sich die Zahl solcher Verträge auf 15 Millionen fast verdoppelt. Doch vor allem große Konzerne beschreiten diesen Weg. Fast 13 Millionen Angestellte schauen indes in die Röhre. Deshalb will Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles der Verbreitung der Betriebsrente auf die Sprünge helfen. Das ist laut „Focus“geplant:
Künftig sollen sich nicht einzelne Firmen, sondern
die Sozialpartner um die Betriebsrente kümmern. Geplant ist, dass Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände gemeinsam für ihre Branche ein Betriebsrentenmodell in Form von Pensionskassen oder Pensionsfonds vereinbaren. Arbeitgeber müssen 15
Prozentpunkte der gesparten Sozialabgaben zur Betriebsrente zuzahlen. Die Beschäftigten zahlen die Rentenbeiträge von ihrem Bruttogehalt, es fallen auch keine Beiträge für die Sozialversicherungen an.
Geringverdiener sollen in Zukunft Steuerzuschüsse erhalten, um sich die betriebliche Altersvorsorge auch leisten zu können. Die Betriebsrente wird künftig nicht mehr vollständig auf die Grundsicherung angerechnet. Arbeitnehmer, die keine Betriebsrente wollen, müssen das künftig ausdrücklich sagen. Sonst wird automatisch eingezahlt.
Doch es gibt Risiken. Die Niedrigzinsen führen dazu, dass zu wenig Kapital angespart wird. Zudem ist bisher noch nicht geklärt, auf welche Produktangebote sich die Tarifparteien einigen werden. Ein weiteres Problem ist die Mitnahme der Betriebsrente bei einem Jobwechsel. Denn: Wer zwei Mal mit einer Betriebsrente den Job wechselt, droht seine Rendite zu verspielen.
Ebenfalls problematisch: Bei neuen Verträgen werden stets hohe Gebühren fällig.
13 Millionen Beschäftigte sollen davon profitieren.