Hamburger Morgenpost

„Wladimir braucht den Sieg“

Die Box-Legende spricht über den Mega-Fight in Wembley

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Ein nobles Hotel am Hyde Park. Ein kleiner Salon. An der Wand Bilder berühmter Gäste, darunter Usain Bolt und Barack Obama. Der Mann im Sessel ist selbst eine Berühmthei­t: Box-Legende Lennox Lewis (51). In Wembley ist der Brite als TV-Experte für RTL im Einsatz.

MOPO: Hat Ihr Landsmann Anthony Joshua schon die Klasse, Wladimir Klitschko zu besiegen? Lennox Lewis:

Joshua ist jung, frisch, seit Jahren auf dem Weg nach oben. Seine größte Stärke ist seine Power. Er hat alle 18 Gegner ausgeknock­t. Aber diese Qualität ist zugleich sein größter Schwachpun­kt.

Warum?

Er hat nie länger als sieben Runden im Ring gestanden. Das ist ein ganz, ganz großer Nachteil. Joshua ist ein K.o.-Spezialist, aber seine Gegner waren nicht Weltklasse. Kann er einstecken? Kann er einen Gegner ausboxen? Hat er einen Plan B? Gegen Klitschko sollte er besser einen haben.

Was spricht für oder gegen Klitschko?

Wladimir hat die Klasse und die Erfahrung. Er hat fast viermal so viele Kämpfe wie Joshua, war mehr als zehn Jahre Weltmeiste­r. Und er ist nach seiner Niederlage gegen Tyson Fury extrem hungrig.

Hat Klitschko seine beste Zeit hinter sich?

Gegen Fury war Wladimir nicht er selbst. Er ist im Ring fast eingeschla­fen! Ich denke, das war eine mentale Sache. Ich bin sicher, wir werden jetzt einen anderen Klitschko sehen.

Was würden Sie ihm raten, wenn Sie sein Trainer wären?

Wladimir braucht immer die ersten Runden, um warm zu werden. Ich würde ihm sagen: Kaufe dir Zeit, finde deinen Rhythmus, lass Joshua am Anfang die Arbeit machen und sich auspowern und reiße den Kampf dann an dich.

Ihre Kampfprogn­ose?

Wird es ein kurzer Kampf, heißt der Sieger Joshua. Wird es ein langer Kampf, gewinnt Klitschko. Es gibt in beiden Fällen einen Knockout.

Braucht Klitschko den Sieg als Rehabilita­tion und für seinen

Stellenwer­t in der Box-Geschichte? Wladimir hat eine großartige Karriere hingelegt, vor der ich meinen Hut ziehe. Aber ja, er braucht den Sieg. Niemand will seine Karriere beenden, wenn er am Boden ist. Wladimir will der Welt beweisen, dass er es noch drauf hat. Geld hat er genug. Es geht ums Ego. Wir Boxer sind Egozentrik­er.

Ein Rematch mit Vitali Klitschko, den Sie in ihrem letzten Kampf 2003 umstritten durch Abbruch besiegt haben, ist nie zustande gekommen. Würden Sie für einen Fight gegen ihn aus der Box-Rente kommen?

(lacht) Auf keinen Fall! Wir haben aber verabredet, Schach gegeneinan­der zu spielen. Vitali konnte mich im Ring nicht besiegen, also will er es unbedingt am Brett versuchen.

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MOPO-Reporter Nils Weber traf BoxLegende Lennox Lewis in London.

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