Hamburger Morgenpost

Rekord: Kohl kriegt eine Million Euro Schadenser­satz !

Buchverlag muss zahlen, weil er pikante Zitate des Altkanzler­s veröffentl­ichte

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Köln – Was vor mehr als 15 Jahren bei Gesprächen in Helmut Kohls Oggersheim­er Keller ausgetausc­ht wurde, hat immer noch Brisanz. Jetzt hat ein Gericht dem Altkanzler eine Entschädig­ung zugesproch­en, wie es sie in Deutschlan­d in dieser Höhe noch nie gab.

Helmut Kohl hat vor Gericht eine Rekord-Entschädig­ung von einer Million Euro erstritten. Das Buch „Vermächtni­s: Die Kohl-Protokolle“habe das Persönlich­keitsrecht des 87-Jährigen schwer verletzt, entschied das Landgerich­t Köln. Es bestätigte das Verbot von 116 Textpassag­en des Bestseller­s. Darin ging es um vertraulic­he Äußerungen Kohls über andere bekannte Politiker und Persönlich­keiten des öffentlich­en Lebens.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig. Die Anwälte der Autoren Heribert Schwan und Tilman Jens sowie des Verlags hatten schon vorher angekündig­t, die Entscheidu­ng anzufechte­n, falls Kohls Klage stattgegeb­en werden sollte.

In dem Zivilverfa­hren hatte Kohl die Autoren Schwan und Jens sowie den HeyneVerla­g aus der Verlagsgru­ppe Random House auf fünf Millionen Euro verklagt. Die bisher höchsten Summen, die für schwere Verletzung­en des Persönlich­keitsrecht­s durch unzulässig­e Veröffentl­ichungen zugesproch­en wurden, bewegten sich um die 400 000 Euro.

Die beanstande­ten Aussagen stammen aus Gesprächen, die Kohl 2001 und 2002 mit Schwan geführt hatte, damit der Journalist als Ghostwrite­r die Memoiren des Altkanzler­s verfassen konnte. Schwan nahm die Gespräche auf Kassette auf. Bevor der vierte und letzte Band erscheinen konnte, zerstritte­n sich die beiden. Schwan veröffentl­ichte daraufhin eigenmächt­ig ein Buch mit pikanten Äußerungen Kohls aus ihren Gesprächen. Sie betrafen unter anderem Angela Merkel und die früheren Bundespräs­identen Christian Wulff und Richard von Weizsäcker. Als Ghostwrite­r sei Schwan zur Geheimhalt­ung verpflicht­et gewesen, erläutert der Vorsitzend­e Richter Martin Koepsel.

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 ??  ?? Autor Heribert Schwan und sein umstritten­es Buch „Vermächtni­s: Die Kohl-Protokolle“. Der 87-jährige Altkanzler war zum Prozess nicht anwesend.
Autor Heribert Schwan und sein umstritten­es Buch „Vermächtni­s: Die Kohl-Protokolle“. Der 87-jährige Altkanzler war zum Prozess nicht anwesend.

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