Bremervörde: „Prügel-Gaffer“muss vier Monate in den Knast
Er hatte Rettungskräfte am Unglücksort behindert und bedroht
Bremervörde – Die drei angeklagten Brüder sehen sich selbst nicht als „Gaffer“, doch als „Gaffer-Prozess“wurde ihr Verfahren um die Behinderung von Rettungskräften bundesweit bekannt. Vorwurf: Das Trio soll bei einem Verkehrsunfall mit zwei Toten im niedersächsischen Bremervörde am 5. Juli 2015 Einsatzkräfte behindert, bedroht und sogar verletzt haben.
Die Staatsanwaltschaft warf dem Hauptangeklagten Omar A. (27) und seinen Brüdern Mohammed (20) und Ezzedin (36) deshalb Bedrohung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung und versuchte Nötigung vor. Ganz Deutschland war erschüttert über die Szenen am 5. Juli 2015, nachdem eine 61-Jährige in Bremervörde mit ihrem Wagen frontal in ein Eiscafé gerast war. Ein zweijähriger Junge und ein 65-Jähriger kamen ums Leben. Doch so schrecklich der Unfall selbst war, so erschreckend war die Schar dreister Schaulustiger, die am Unglücksort filmten und Retter bei ihrem Einsatz behinderten.
Während es zu einer Rangelei kam, soll einer der Angeklagten den Beamten zugerufen haben: „Ich hau’ euch alle um.“Dann drohte er den Einsatzkräften: „Ich komme zu euch nach Hause. Ich bringe Waffen mit und dann regeln wir das.“Ein Feuerwehrmann, der versucht hatte, die Rangelei zu beenden, bekam einen Tritt in den Rücken. Er erlitt Prellungen und Quetschungen und war anschließend eine Woche krankgeschrieben.
Den Hauptangeklagten Omar verdonnerte das Amtsgericht nun zu vier Monaten Haft ohne Bewährung wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Körperverletzung. Seine beiden Brüder wurden zu Geldstrafen von 100 beziehungsweise 150 Euro verurteilt.
In Zukunft könnten aggressiven Gaffern allerdings noch weit härtere Strafen drohen: Nach den Vorfällen in Bremervörde hatte Niedersachsen vor Gericht (o.). Sie behinderten Retter, die sich nach einem schweren Verkehrsunfall in Bremervörde um Verletzte kümmerten. 2016 im Bundesrat die Initiative für den Entwurf eines „Gaffer-Gesetzes“auf den Weg gebracht. Er sieht bis zu einem Jahr Gefängnis oder Geldstrafe für denjenigen vor, der Retter behindert. Der Gesetzentwurf ist in der Warteschleife.