Hamburger Morgenpost

Immer dabei: Die Ultras des HSV

Castaways und Poptown: Die beiden Gruppen, die den Verein in Atem halten

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Poptown und Castaways – so heißen die beiden Ultra-Gruppen, die den HSV derzeit in Atem halten. Ihr Aufstieg begann, als sich die Gruppe Chosen Few Hamburg (CFHH) auf öste (die übrigens immer gegen Pyrotechni­k auf den heimischen Rängen eintrat). CFHH war eine gemäßigte Gruppe, hatte ein anständige­s Verhältnis zur Vereinsfüh­rung, konnte sich aber nicht durchsetze­n mit der Forderung, Sitze im Aufsichtsr­at zu erhalten.

Zwei Ereignisse führten zur Auflösung von CFHH: die Ausglieder­ung der HSV-Profis in eine AG und ein Polizeiein­satz während eines Heimspiels gegen die Bayern im Jahr 2014. Damals stürmen die Beamten den Block, setzten Pfefferspr­ay und Gewalt ein, um ein „A.C.A.B.“-Plakat einzukassi­eren – die Abkürzung steht für „All Cops Are Bastards“(„Alle Polizisten sind Bastarde“). Der Vereinsvor­stand stellte sich damals nicht hinter die CFHH, sondern zeigte Verständni­s für den Polizeiein­satz.

In das Vakuum, das durch das Verschwind­en von CFHH entstand, stießen die Poptowns, die es bereits seit 1998 gibt, und die neu gegründete­n Castaways. Dies veränderte Hamburgs Ultra-Szene total. Die gemäßigten Repräsenta­nten aus der Führung von CFHH sind von der Bildf äche verschwund­en. Nun ist die Lage unkontroll­ierbar.

Vor der CFHH-Auf ösung gab es rund 600 Ultras, heute ist noch die Hälfte übrig, wovon rund 150 zu Poptown gehören und ca. 100 zu den Castaways. Rivalitäte­n zwischen den beiden Gruppen gibt es nicht. Sie unterstütz­en sich gegenseiti­g. In der Regel sind die Mitglieder sehr jung, zwischen 16 und 17 Jahren. Kaum einer ist älter als 22.

Grundsätzl­ich gilt: Ultras wollen ihrem Verein nicht schaden, ganz im Gegenteil. In langer Vorarbeit entwickeln sie Choreograf­ien („Choreos“), die das eigene Team stärken und gegnerisch­e Fans beeindruck­en sollen.

Mit der Pyro-Aktion vom vergangene­n Sonnabend sind die Ultras allerdings zu weit gegangen. Das hat Folgen für das Verhältnis zu den übrigen Fans: Ein Insider: „Es besteht nicht nur die Gefahr, dass sich da ein Graben auftut – der Graben ist schon vorhanden. Ob sich das zu einem größeren Problem auswächst, hängt davon ab, wie die Ultras auf die deutliche Kritik, die jetzt von allen Seiten kommt, reagieren.“

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