Diese Feier war ziemlich Lahm
Titel gewonnen, Anzug gerettet: Nach Wochen der PokalEnttäuschungen sicherte der Kantersieg in Wolfsburg den Bayern als Trostpreis die deutsche Meisterschaft. Und Trainer Carlo Ancelotti durfte sich darüber freuen, dass ihm danach nicht einmal bayerisches Weißbier über seinen italienischen Zwirn gegossen wurde.
Aus in der Champions League, Aus im DFB-Pokal … doch in der Bundesliga blieben die Bayern unbeirrt. Und das an einer Stätte der Schmach: Am 4. April 2009 hatte Wolfsburg die Bayern 5:1 auseinandergenommen und war wenig später Meister geworden. Acht Jahre später schlug der Rekordmeister brutal zurück: Das 6:0 bei den zahnlosen „Wölfen“brachte den 27. deutschen Meistertitel ein.
„Das ist nichts Normales, das ist schon etwas Außergewöhnliches“, betonte Bayerns AG-Boss Karl-Heinz Rummenigge nach der fünften Meisterschaft in Folge, was noch keiner anderen Mannschaft gelungen war: „Von Bayern wird jedes Jahr das Triple verlangt, aber diesen arroganten Anspruch haben wir nicht.“Ein neuerliches Signal, dass die Bayern-Bosse an Ancelotti festhalten wollen. „Nach schwierigen Wochen war das eine beeindruckende Leistung“, sagte der Italiener zum Schützenfest in Niedersachsen.
Erst das Leipziger 0:0 am Nachmittag hatte ihnen den Griff zur Salatschüssel ermöglicht – und David Alaba (19.) und Robert Lewandowski (36., 45.) machten schnell alles klar. Arjen Robben (66.), Thomas Müller (80.) und Joshua Kimmich (85.) legten nach dem Wechsel nach.
„Wir können eine Spielfreude entfachen, die es jedem Gegner schwierig macht“, stellte Kapitän Philipp Lahm fest, der zum Abschied seine achten Meisterschaft gewann. Der 33-Jährige zog so mit seinen Ex-Mitspielern Bastian Schweinsteiger, Mehmet Scholl und Oliver Kahn gleich. Nach dem Abpfiff kraxelte der Defensivmann auf die Tribüne, schnappte sich ein Megafon und feierte mit den Fans. Weißbier-Exzesse blieben aus: Diese Feier war ziemlich Lahm!
Einen traurigen Rekord stellte Wolfsburgs Luiz Gustavo ein, der zum achten Mal in der Bundesliga vom Platz f og – das hatte vorher nur Jens Nowotny geschafft. Nach seiner Gelb-Roten Karte (78.) musste er von Mitspielern davon abgehalten werden, auf Schiedsrichter Felix Zwayer loszugehen. Im Abstiegskampf liegen in Wolfsburg die Nerven blank.