Spätes Erwachen
KINO „Happy Burnout“: Ein arbeit scheuer Altpunk wird in einer Psychoklinik er achsen
Altpunk Fussel (Wotan Wilke Möhring) haust im Schanzenviertel und geht dem geregelten Nichtstun nach. Mit Unterstützung seiner Arbeitsamtbetreuerin (Victoria Trauttmansdorff ), die er immer wieder um den Finger wickelt, hält er die Zumutungen des Arbeitslebens von sich fern. Doch als eine interne Revision ansteht, wird es eng für den Hartz-IVDauerbezieher und Frau Linde.
Die beschafft ihrem angeblich sehr sozial engagierten Klienten ein Attest mit Burnout-Diagnose samt Therapieplatz in einer Psychoklinik. Dort kommt man dem Schlunz schnell auf die Schliche. Weil er aber gut mit seinen tatsächlich ausgebrannten Mitpatienten KONZERT DIE MOPOBEWERTUNG kann, soll Fussel heimlich etwas Therapiehilfe leisten. Ansonsten würde man seinen Schwindel auff iegen lassen ...
Nach „Das Leben ist nichts für Feiglinge“haben sich Regisseur André Erkau und der Hamburger Autor Gernot Gricksch erneut mit Wotan Wilke Möhring zusammengetan. Diesmal geht’s um die Themen Freundschaft, Verantwortung und Burnout. Letzteres wird zwar leichtfüßig angegangen, aber keineswegs auf die leichte Schulter genommen. Schließlich muss sich der Simulant ernsthaft mit den Problemen eines suizidgefährdeten Sonnenstudiobetreibers (Michael Wittenborn), einer perfektionistischen vierfachen Mutter (Julia Koschitz), eines nervlich schwer angeschlagenen Kinder-Entertainers (Kostja Ullmann) und eines arbeitssüchtigen Immobilienmaklers (Torben Liebrecht) auseinandersetzen. Dabei ist Erkau und Gricksch die Mischung aus Komik, Dramatik und bewegenden Momenten überwiegend gut gelungen.
Allerdings ist die Entwicklung des von Ex-Punk Möhring mit lässigem Schlawiner-Charme verkörperten Altpunks arg absehbar. Sie verläuft ganz im Sinne der an ihn gerichteten Frage der Klinikpsychologin (Anke Engelke): „Und, was willst du mal machen, wenn du groß bist?“