Das Leben ist ein Road-Trip
„Sophia, der Tod und ich“: Der Bestseller-Roman von Musiker Thees Uhlmann feierte Premiere am Altonaer Theater
Der Tod ist ein Tölpel. Ein sympathischer, im eleganten schwarzen Anzug, aber mit breitem kindlichem Grinsen im Gesicht. Denn es ist etwas schiefgelaufen, als er sein aktuelles Opfer abholen wollte – und anstatt den Hauptdarsteller des neuen Stücks „Sophia, der Tod und ich“am Altonaer Theater mit ins Jenseits zu nehmen, trinkt er plötzlich mit ihm Bier, lernt dessen burschikose Ex-Freundin und seine liebreizende Mutter kennen.
Die Romanvorlage zu der klugen Komödie lieferte das gleichnamige Buch von Musiker Thees Uhlmann (43). „Es ist eine große Ehre, dass Leute sich mit dem Kram, den man sich selbst ausgedacht hat, auf einer anderen Ebene auseinandersetzen. Das sind ja Profis – Leute, die so sehr Schauspieler werden wollten wie ich Musiker“, sagt der frühere Tomte-Sänger.
Große Sorge, seinen Stoff aus der Hand zu geben, hatte er nicht – im Vorfeld hielt er sich sogar völlig raus und ließ Regisseur Hans Schernthaner und dem Theater-Team freie Hand. „Wenn jemand einen Song von mir nachspielen würde, sage ich vielleicht: ,Mach mal so.’ Aber hier kann ich mich ganz rausziehen, Theater ist nicht mein Kompetenzbereich.“
Und man ist verantwortungsvoll damit umgegangen: Die Premiere am Sonntag wurde ausgiebig und begeistert beklatscht, bis dem Publikum die Handflächen brannten. Zielsicher pickte Regisseur Schernthaner jene Szenen aus dem Roman, die sich auf der Theaterbühne gut darstellen ließen. Für vieles wurde – mitunter kreativ– die Kulisse einer sich windenden Straße genutzt. Auch mal als Esstisch im Hause der Mutter des Protagonisten.
Die skurrile letzte Reise der bedächtigen verantwortungsscheuen (und namenlosen) Hauptfigur mit Tod, Ex-Freundin und Mutter zum entfremdeten Sohn, der bei seiner Mutter in Süddeutschland lebt, wird sehr amüsant, nie bitter, Songwriter, Musiker und Autor Thees Uhlmann (43)
aber gelegentlich melancholisch inszeniert. Kein Kitsch, kein Klamauk, aber Humor und Gefühl.
Hauptdarsteller Stephan Möller-Titel hat sich nahezu perfekt die freundlich-flapsige Sprechweise von Uhlmann antrainiert, sein Outfit (Sneakers und Trainingsjacke) deutet dezent die Mode der einstigen Hamburger Schule an – aber er spielt keine Kopie des Autors. Das wäre albern gewesen. Zum Liebhaben: Die polternde Sophia (Anjorka Strechel). Und fabelhaft gewitzt spielt Joseph Reichelt den Tod.
Und was wird nun aus der in Deutschland so strikten Trennung zwischen Unterhaltung und Kunst? Steht Thees Uhlmann nicht eher für Pop und Theater für Hochkultur? „Ich bin eher Unterhaltungskunst, aber Schlager bin ich ja auch nicht“, stellt der gebürtige Hemmoorer klar.
„Ich bin sehr dafür, dass es Theater und Museen gibt, in denen abgedrehte Dinge stattfinden. Aber Kunst ist auch da, um die Leute zu unterhalten, damit sie eine schöne Zeit haben – nur eben mit Mehrwert. In Amerika gibt es diese komische Trennung gar nicht.“Er kommentiert: „Sinfonieorchester, die Mozart nachspielen, sind auch nur Coverbands!“
Altonaer Theater: Bis zum 10.6., Museumstr. 17, ab 17 Euro, Tel. 39 90 58 70