Diesel Erste Fahrverbote in Hamburg!
Für welche Autos Stresemannstraße und Max-Brauer-Allee demnächst gesperrt sind
Von MIKE SCHLINK
Hamburgs Luft muss sauberer werden – deswegen steht für Dreckschleudern jetzt die Ampel auf Rot! Erstmals wird in Hamburg wohl ein Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge eingeführt – auf der Max-Brauer-Allee und auf der Stresemannstraße. Diese drastische Maßnahme gehört zum neuen Luftreinhalteplan, den der Senat gestern vorgestellt hat. Vorweg: Die Luftqualität in Hamburg wird laut Umweltbehörde von Jahr zu Jahr besser. Einziges Problem: Die Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2 ) werden seit Jahren nicht eingehalten – das liegt vor allem an Diesel-Fahrzeugen, die besonders viel NO2 ausstoßen. Weil keine Besserung in Sicht war, hat das Hamburger Verwaltungsgericht die Stadt 2014 dazu verdonnert, einen neuen Luftreinhalteplan vorzulegen – um der Situation Herr zu werden. „Dazu gehört, dass wir an zwei Orten zum Äußersten greifen müssen“, sagt Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Weil die Stickstoffdioxid-Überschreitungen an der Max-Brauer-Allee und an der Stresemannstraße besonders schlimm sind – und durch keine anderen Maßnahmen eingedämmt werden können – sollen dort Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge eingeführt werden.
Konkret bedeutet das: Auf insgesamt rund 2300 Metern dürfen Lkw, die die Abgasnorm „Euro VI“nicht erfüllen, dort nicht mehr unterwegs sein. Auf der MaxBrauer-Allee gilt das zusätzlich auch für Pkw, die die „Euro 6“-Norm nicht erfüllen.
„Das ist vertretbar, weil für den Durchfahrtsverkehr leistungsfähige Alternativrouten existieren. Der Anliegerverkehr ist von den Einschränkungen nicht betroffen“, so Kerstan. Die Umsetzung dieser „drastischen Maßnahme“könne jedoch erst erfolgen, wenn es dazu einen Beschluss vom Bundesverwaltungsgericht gibt –
„An zwei Orten müssen wir zum Äußersten greifen.“Jens Kerstan, Umweltsenator
der wird Ende dieses Jahres erwartet. Die Stadt will dann Stichproben nehmen und so dafür sorgen, dass sich die Autofahrer an das Verbot halten. Doch die Behörden haben neben den Diesel-Fahrzeugen noch eine andere Ursache für die StickstoffdioxidBelastung ausgemacht. „Neu war für uns die Erkenntnis, dass die Hintergrundbelastung aus dem Hafen an einigen Straßen am Nordufer der Elbe ein erhebliches Problem für die Luftqualität ist“, sagt Jens Kerstan.
Betroffen seien die Palmaille, die Große Elbstraße oder Neumühlen. Dort trage der Hafenhintergrund laut Modellrechnung zu rund 80 Prozent zur NO2 -Belastung bei. „Hier lässt sich allein mit Verkehrsmaßnahmen der Grenzwert nicht einhalten“, so der Senator. Am Burchardkai der HHLA etwa sei nun der Einsatz von Flüssiggas geplant, damit Frachter während der Liegezeit ihre Diesel-Motoren abschalten können. Am Terminal Altenwerder soll es eine zusätzliche Landstromanlage geben, ebenso an einem der Eurogate-Terminals.
Neben diesen speziellen Vorhaben will der Senat mit weiteren „gesamtstädtischen Maßnahmen“die Luftqualität verbessern. Dazu gehören unter anderem der Ausbau des emissionsfreien ÖPNV, des Radverkehrs und der Elektromobilität. „Damit stellen wir sicher, dass Zehntausende Menschen absehbar aufatmen können“, so Kerstan.
Nach Angaben der Umweltbehörde seien 2014 rund 41500 Menschen durch zu hohe Stickstoffdioxid-Belastung betroffen gewesen – Umweltverbände hatten von 200000 Menschen gesprochen. Bis zum Jahr 2020 sollen nur noch gut 1300 Personen betroffen sein – 2025 niemand mehr. Der BUND hält diesen Zeitplan für unrealistisch.