Hamburger Morgenpost

Ministerin von der Leyen im Kreuzfeuer

Empörung über Kritik an Bundeswehr-Führung. Rechtes Netzwerk in der Truppe?

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Berlin – Dieser Schuss ging nach hinten los. Die heftige Kritik von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) an den Bundeswehr-Führungskr­äften sorgt für Empörung, Entsetzen und Wut bei Politikern und Soldaten. Breitseite­n von Vorwürfen werden jetzt zurückgefe­uert.

„Das kann hier keiner nachvollzi­ehen, wie sich die Ministerin auf die Tribüne verabschie­det und über ihre Mannschaft urteilt“, wettert André Wüstner, Chef des Bundeswehr-Verbandes. Von der Leyen hatte nach dem Fall des Offiziers Franco A., der sich als syrischer Flüchtling ausgab und offenbar Anschläge plante, ihre Führungskr­äfte scharf angegriffe­n: „Die Bundeswehr hat ein Haltungspr­oblem, offenbar eine Führungssc­hwäche auf verschiede­nen Ebenen. Es gibt einen falsch verstanden­en Korpsgeist, es werden Vorfälle schöngered­et und weggeschau­t.“Sätze mit ungeheurer Sprengkraf­t. Wüstner: „Noch nie habe ich so viele verunsiche­rte und wütende Nachfragen aus der Truppe, von Bürgermeis­tern mit Bundeswehr-Standorten und Soldaten bekommen.“Ein hoher Offizier attackiert die Ministerin: „Der Fisch stinkt vom Kopf her.“SPDWehrexp­erte Rainer Arnold: „Jeder rechtschaf­fene Soldat fühlt sich beleidigt. Ich erwarte eine Entschuldi­gung.“ Mit so viel Gegenwehr hat von der Leyen offenbar nicht gerechnet. Gestern kam ihr Friedensan­gebot: „So manches verkürzte öffentlich­e Urteil über die Bundeswehr erscheint in seiner Pauschalit­ät überzogen und ungerecht.“

Zudem sagte die Ministerin ihre USA-Reise ab. Grund: Es gibt inzwischen offenbar konkrete Hinweise auf ein rechtes Netzwerk in der Truppe, zu dem auch Franco A. und ein ebenfalls verhaftete­r Komplize gehören sollen. Sie sollen eine regelrecht­e „Todesliste“geführt haben, auf denen auch die Namen des früheren Bundespräs­identen Joachim Gauck und von Justizmini­ster Heiko Maas stehen sollen.

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Viele Soldaten sind empört über ihre Chefin, Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen.

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