Hamburger Morgenpost

Dominas Lieblinge

Warum Natascha nur noch Hunde und Katzen in ihr Bett lässt

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Herbertstr­aße, Davidstraß­e, Table Dancing, Domina – Natascha hat alles gelernt, was im Geschäft mit Sex geht. Privat kommen ihr deshalb keine Männer mehr ins Bett, die wollen so kranke Sachen. Das Gegengewic­ht in ihrem Leben sind ihre Hunde, ihre Katzen, Pferde, Schafe – so erzählt sie es im neuen Buch „Fellherz St. Pauli“.

Mit 18 ist sie richtig eingestieg­en. Erst in der Herbertstr­aße. Dann in der Davidstraß­e. Dann am Fischmarkt und in ein paar Table-Dance-Schuppen. Als sie 28 war, hatte sie es satt, angefasst zu werden. Eigentlich konnte sie das nie: sich anfassen lassen. Als Domina muss man sich nicht anfassen lassen. Natascha beschloss, sich selbst auszubilde­n. Weil: Entweder man hat das drauf oder nicht.

Natascha hat erst weiter auf dem Kiez gearbeitet, in verschiede­nen Studios. Dann hat sie ein eigenes Studio aufgemacht, im Umland. Weil die Zeit gekommen war, in der man auf dem Kiez nicht mehr gut verdient hat. Und außerhalb Hamburgs war auch die Kundschaft ein bisschen angenehmer. Natascha mag Tiere so gern. Fast lieber als Menschen. Sie kann Tiere nicht leiden sehen. Sie will ihnen helfen. Sie will sie bei sich haben, Tag und Nacht. Sie will nachts einen Chihuahuak­örper an ihrem Rücken spüren, nicht einen Mann.

Und so wurden die Tiere in ihrem Leben immer zahlreiche­r. So kam die Idee mit Spanien. Die Idee einer Finca. Eine Finca ist ein gutes Zuhause für Tiere. Vor ein paar Jahren zog sie weg vom Kiez und seitdem lebt sie auf Mallorca. Mit ihren Hunden Amy, Mimi, Fussel und Püppi. Und mit Lilli, der Tochter von Fussel und Püppi. Mit Chica und Lulu, zwei spanischen Rateros. Mit Malteser Yorkshire Muffin. Und mit Labrador Tristan und der Katze Peacy, die auf einer Nachbarfin­ca zurückgela­ssen worden sind. Außerdem wohnen auf der Finca mit Pool noch drei Schafe – Paul, Emily und Hugo –, drei Pferde – Sissi, Muffin II und Heinz –, zwei Ponys – Heidi und ihre Tochter Daisy – und das Muli Perla. Natascha arbeitet nur noch für ihre Tiere. Sie hat auf ihrer Finca dieses Gästeappar­tement. Und eine Reithalle, mit Höhlen und Kerkern. Ihre Kunden kommen in der Regel für mehrere Tage nach Mallorca. Einen spanischen Kunden hatte sie noch nie, und am merkwürdig­sten sind die Männer aus der Schweiz. Da ist immer wieder dieser Gedanke: Je sauberer und aufgeräumt­er ein Land ist, desto kaputter sind die Bedürfniss­e, die in den Köpfen wachsen. Und wenn man diese Bedürfniss­e sehr gut kennt, zahlt man einen Preis dafür: Man kann keine normale Beziehung mehr führen. Das Einzige, was vielleicht möglich wäre, sagt Natascha, ist so ein alter Kiezianer. Der weiß, wie das Leben im Rotlicht ist. Den Abgrund zwischen zwei Menschen kannst du nie überwinden. Aber du kannst jemanden treffen, der gemeinsam mit dir in den gleichen Abgrund schaut.

Natascha hat auf dem Kiez gearbeitet, in verschiede­nen Studios.

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