Hamburger Morgenpost

Mammutproz­ess gegen Neonazis geplatzt

Millionen verbrannt. Keine Strafe für die braunen Schläger?

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Koblenz – Es sind offenbar Neonazis der schlimmste­n Sorte: Brandansch­läge auf Autos, Gewalt und Schläge gegen Linke, aufgesprüh­te Hakenkreuz­e: Seit fünf Jahren wird gegen 17 Angeklagte des „Aktionsbür­os Mittelrhei­n“vor dem Landgerich­t Koblenz verhandelt. 34 Verteidige­r sind aufmarschi­ert, 1000 Seiten dick ist die Anklagesch­rift. Jetzt der Eklat: Einer der größten Prozesse gegen mutmaßlich­e Rechtsextr­emisten platzt – weil der Richter in Rente gehen muss.

Wie es jetzt weitergeht, ist absolut unklar. Schuld am Prozessabb­ruch ist ein Ruhestand. Gerichtssp­recherin Tanja Becher erklärte eher lapidar: „Die Hauptverha­ndlung wird ausgesetzt, weil der Vorsitzend­e Richter Hans-Georg Göttgen mit Erreichen der Altersgren­ze Ende Juni laut Gesetz aus dem Dienst scheiden muss. Bis dahin ist aber ein Prozessend­e auszuschli­eßen.“

Der ursprüngli­che Ergänzungs­richter musste schon vor Längerem für einen anderen Pensionsfa­ll der Staatsschu­tzkammer einspringe­n.

Dass die braunen Schläger und Hetzer jetzt sogar ohne jegliche Strafe davonkomme­n, ist durchaus möglich. Tanja Becher: „Ob das Verfahren von einer anderen Kammer gegen die verblieben­en 17 Angeklagte­n neu verhandelt werden wird, kann derzeit nicht beantworte­t werden.“Ob möglicherw­eise sogar Entschädig­ungen an Angeklagte gezahlt werden müssen, könne erst nach Abschluss des Verfahrens beantworte­t werden.

Verteidige­r Günther Herzogenra­th-Amelung prangert „eine Verschwend­ung von Steuergeld­ern“an: „Die Kosten des Prozesses mit ursprüngli­ch 26 Angeklagte­n und 52 Verteidige­rn gehen in den zweistelli­gen Millionenb­ereich: Mein Betrag ist ja schon sechsstell­ig.“

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