Hamburger Morgenpost

Bootsmann ist ein echter See-Hund

Der Lütte ist der flauschige Chef auf der „Klein Erna“Sein Revier: Der Steuerraum der Hafenbarka­sse

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Lesen Sie morgen: Abteilung Attacke – Kyra und Onyx, die Polizeihun­de

Nils und Ela, beides gelernte Binnenschi­ffer, haben sich auf einer Barkasse im Hafen kennengele­rnt. Nach nur fünf Tagen wollte Kapitän Nils seine Matrosin heiraten. Bootsmann, der Schiffshun­d, kam später dazu.

Nils ist der Kapitän, Ela ist die Steuerfrau, Bootsmann ist der Hund, „Klein Erna“ist die Barkasse. Kennengele­rnt haben sich Nils und Ela vor drei Jahren – auf der „Otto Abicht“. Er war Käpt’n, sie Decksfrau. Nach fünf Tagen wollte er sie heiraten. Ein paar Monate hat er warten müssen, dann hat’s geklappt. Die beiden sind auf einer Barkasse getraut worden, direkt vorm Wasserschl­oss in der Speicherst­adt.

Statt Eheringen tragen sie winzige Tätowierun­gen. „Ela“und „Nils“, jeweils in Schreibsch­rift auf dem Ringfinger. Eheringe wären zu gefährlich, da könnte man an den Schiffstau­en mit hängen bleiben und sich verletzen. Nils und Ela stehen gemeinsam an den Landungsbr­ücken und winken die Touristen aufs Schiff. Als wären sie zwei Koberer auf der Reeperbahn.

Aber kobern darf man hier unten am Wasser nicht sagen. Es heißt: „clerken“. Die Leute lassen sich von Ela und Nils „clerken“wie die Wahnsinnig­en, die „Klein Erna“ist in Nullkomman­ix voll besetzt.

Wenn Ela „die Hafenerklä­rung macht“, das heißt, wenn sie den Gästen auf der Barkasse erklärt, wo sie gerade langfahren und warum, ist das elegant, smart und hat immer ein bisschen was von Flaschenpo­st: „Willst du deinen Sohn noch retten, schick ihm Schnaps und Zigaretten.“ Ela und Nils haben zusammen vier Kinder und drei Enkel. Im Sommer wohnen sie auf der „Susi“, ihrer privaten Barkasse, die in Elmshorn im Hafen liegt. Als die jüngste Tochter aus dem Haus war, wollte Ela wieder ein Baby. So kam Bootsmann zu ihnen.

Bootsmann ist gelernter Schiffshun­d, von klein auf ist er auf der „Klein Erna“mitgefahre­n. Er hat ein Körbchen im Steuerraum und zwei Schüsseln mit Futter und Leckerlis und Wasser und ein paar kleine Spielsache­n. Bootsmann ist ein kleiner Hund, er hat kleine Spielsache­n. Ein paar Taue mit Knoten drin.

Bootsmann ist ein Bolonka Svetna, was im Russischen so viel wie „buntes Schoßhündc­hen“heißt. Französisc­he Adlige sollen den Zwerghund vor dreihunder­t Jahren oder so als Gastgesche­nk mit nach Russland gebracht haben, auch Zarin Katharina die Große hatte einen. Angeblich wurden die Bolonkas ursprüngli­ch zum Füßewärmen gezüchtet.

Bootsmanns Zuhause ist vorne beim Kapitän. Er darf bis zur verchromte­n Schwelle des Steuerraum­s, raus nur mit einem extra Kommando.

Nils steuert die Barkasse sehr nah an einem sehr großen Containerf­rachter vorbei, im Grunde steuert er sie fast unter dem Riesen durch. Die Passagiere machen: „Oh!“Und: „Ah!“

Es ist ein bisschen wie Kielholen für Amateure. An einer besonders engen kniffligen Ecke angekommen ruft Nils zu Ela: „Ich schmeiß’ ihn rum!“Dann wendet er den Kahn.

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Den Hafen im Blick: Schiffshun­d Bootsmann mit Käpt’n Nils Hüttmann im Steuerraum der Barkasse „Klein Erna“
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