SPD droht Waterloo an der Waterkant
SPD droht der Machtverlust, CDU punktet: In Kiel ist derzeit alles möglich
Wenn am Sonntag gut 2,3 Millionen Wähler in Schleswig-Holstein an die Urnen gehen, wird es spannend. Monatelang hatte die SPD die Nase vorn, jetzt sieht es so aus, als könnte die CDU siegen. Bei Hamburgs nördlichem Nachbarn scheint derzeit alles möglich. Und das hat mehrere Gründe.
1 Albig droht die Mega-Pleite: Seit fünf Jahren regiert Torsten Albig (SPD) mit den Grünen und dem SSW (Südschleswigscher Wählerverband). Doch der ehrgeizige Albig, der monatelang mit seiner SPD in den Umfragen vorne lag, legte den ein oder anderen missglückten Auftritt hin. So ließ er sich bei einem TV-Duell mit seinem Herausforderer die Butter vom Brot nehmen. Daniel Günther (CDU) war nach Meinung vieler Beobachter klarer Sieger – und das vor allem, weil er Albig ordentlich Paroli bot. Unglücklich auch das Interview mit der Zeitschrift „Bunte“, in der Albig über seine neuen Ehepläne und die Trennung von seiner Frau sprach. Das kam bei den Lesern offenbar nicht gut an. Die SPD sackte in den Umfragen auf 29 Prozent, während die CDU auf 33 Prozent anwuchs. Albigs Koalition hat zumindest in den Umfragen keine Mehrheit mehr.
2 Ist der „Schulz-Effekt“schon vorbei? Der Hype um den neuen SPD-Parteichef Martin Schulz scheint vorbei zu sein. Die Wähler konzentrieren sich offenbar wieder auf ihre Landespolitiker. Der SPD droht damit nach der Saarland-Wahl die nächste Pleite – dabei braucht Schulz dringend einen Sieg als Rückenwind für die Bundestagswahl.
3 Das Comeback der Liberalen: Gleichzeitig läuft es gut für die Liberalen. In den Umfragen liegt die FDP in Schleswig-Holstein bei 8,5 bis zehn Prozent. Das ist Balsam auf die geschundene Seele der Liberalen – denn den Rauswurf aus dem Bundestag haben sie immer noch nicht ganz verkraftet. Die guten Werte im hohen Norden hat die FDP vor allem ihrem starken Spitzenkandidaten Wolfgang Kubicki zu verdanken.
4 Grüne stärker als im Bund: Während die Grünen in den Umfragen zur kommenden Bundestagswahl um jeden Wähler kämpfen und derzeit bei sieben Prozent liegen, bleiben sie in SchleswigHolstein konstant bei zwölf Prozent. Unter anderem profitieren die Grünen von Spitzenkandidatin Monika Heinold und Umweltminister Robert Habeck, der im Kampf um die Spitzenkandidatur im Bund knapp gegen Cem Özdemir scheiterte.
5 AfD muss bangen: Derzeit sitzt die AfD in zehn Landtagen. In Kiel jedoch wird es eng. Die Prognosen sehen die rechtspopulistische Partei bei fünf bis sechs Prozent – ein Scheitern an der Fünf-ProzentHürde ist durchaus möglich. Klar ist: In Kiel sind alle Koalitionsmöglichkeiten offen. Über SPD-GrüneSSW, CDU-FDP-Grüne bis hin zur Großen Koalition.