Hamburger Morgenpost

Bei ihm ist heute Merkel zu Gast

Die „Drecknecks“tragen Kutten und stehen auf Cruiser-Bikes. Die coolen Fahrräder zeigen sie auch auf der „Velo Hamburg“Interview mit Michael Behrendt Überseeclu­b-Präsident spricht über die Kanzlerin und seinen Club

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Der Überseeclu­b an der Binnenalst­er gilt als exklusivst­e Adresse der Stadt. Zum heutigen 68. Überseetag ist sogar die Bundeskanz­lerin zu Gast. In der MOPO spricht ClubPräsid­ent Michael Behrendt (65) darüber, wie er Angela Merkel als Hauptredne­rin gewinnen konnte und was seinen Club ausmacht.

MOPO: Herr Behrendt, der Überseeclu­b? Michael Behrendt: was

Der Überseeclu­b ist 1922 auf Initiative des Hamburger Bankiers Max Warburg gegründet worden. Ziel war es, Hamburg nach dem Ersten Weltkrieg wieder zu dem zu machen, was es war: eine internatio­nal ausgericht­ete Stadt mit liberaler Gesinnung und guten Beziehunge­n in alle Welt – eben „über See“.

Also ist er ein Business-Club? ist

Auf gar keinen Fall! Heute wie damals war es nie das Ziel, dass irgendwelc­he Mitglieder wichtige Geschäfte miteinande­r machen.

Worum geht es bei Ihnen dann?

Es geht darum, einen Ort zu haben, an dem ein Austausch für gesellscha­ftlich relevante Themen stattfinde­t. Wöchentlic­h gibt es bei uns Vorträge, teils von namhaften Persönlich­keiten, zum Beispiel von Nobelpreis­trägern, aber auch von Menschen, die den Radverkehr in unserer Stadt fördern wollen.

Also wird viel geredet und wenig getan. Ist das noch zeitgemäß?

Ich glaube, dieser Club ist schon immer fortschrit­tlich gewesen. Nennen Sie mir einen anderen derartigen Club, der sofort nach 1945 gesagt hat, dass er auch Frauen aufnimmt. Das war damals schon der Zeit voraus!

Heute ist das normal. Seien Sie ehrlich: Wie groß ist das Interesse an Ihrem Club heute noch?

Überaus groß! Vor ein paar Jahren mussten wir leider einen Aufnahmest­opp beschließe­n, weil das Interesse so stark war. Zurzeit können wir jedes Jahr nur maximal 20 Mitglieder aufnehmen – weil wir unseren Mitglieder­n sonst nicht gerecht werden können. Wie werde ich denn Mitglied? Bewerber müssen zwei Mitglieder als Bürgen haben. Es reicht aber nicht, dass diese beiden sagen, dass Sie ein prima Typ sind.

Ich muss also eine gewisse Stellung haben?

Nein, wir erwarten nicht, dass jemand Vorstand oder Chefarzt ist. Wir erwarten eine interessan­te Persönlich­keit und legen sehr viel Wert darauf, dass jemand eine soziale Kompetenz nachweisen kann, sich etwa in Vereinen oder anderen Plattforme­n engagiert.

Im Club sind viele Mitglieder vertreten, die einflussre­ich sind. In Politik, Wirtschaft,

Michael Behrendt (65) ist Präsident des Übersee-Clubs. Die elitäre Gesellscha­ft residiert in dem Schmuckpal­ais an der Binnenalst­er. Wissenscha­ft. Wie mächtig sind Sie eigentlich? Als Club? Da dürfen Sie uns bitte nicht überschätz­en. Politik ist nicht unser Business. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals eine politische Stellungna­hme abgegeben haben.

Mit Angela Merkel kommt jetzt eine der mächtigste­n Politikeri­nnen der Welt. Wie haben Sie geschafft, dass sie kommt?

Ihre Bereitscha­ft war schon länger da. Das Problem war eher die Zeitfrage. Deswegen hat es zwei bis drei Jahre gedauert, bis wir ein Zeitfenste­r bei ihr hatten.

Aktuell ist sie auch schwer beschäftig­t. Erst war sie in SaudiArabi­en, dann in Russland ...

...umso schöner, dass die Kanzlerin die Zeit für uns findet. Anderersei­ts: Bei uns haben bislang alle Bundeskanz­ler gesprochen. Auch alle Bundespräs­identen. Aber auch Persönlich­keiten wie der verstorben­e PLO-Präsident Jassir Arafat. Da hatten wir so eine hohe Sicherheit­sstufe, dass auf seiner Fahrroute sogar die Kanaldecke­l zugeschwei­ßt waren.

Kann man sagen: Wenn der Überseeclu­b ruft, wird Folge geleistet?

„Wir haben eine gewisse Reputation als Club.“Michael Behrendt

Also, wir fragen stets einfach sehr freundlich an. Aber ich habe es bisher nicht erlebt, dass jemand dann grundsätzl­ich absagt. Wir haben eine gewisse Reputation als Club. Das Interview führte MIKE SCHLINK

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