Die Wasserspiele von Rotenburg
Am ersten Tag des „Rettungs-Camps“überrascht ein Gast, spielt Petrus nicht mit und muss „Papa“kürzertreten
Ob sie sich das so vorgestellt haben? Regen satt am ersten Tag des HSV-Trainingslagers in Rotenburg, die Suche nach dem neuen Geist, der dem „Dino“zum Klassenerhalt verhelfen soll, erwies sich als feucht-fröhliche Angelegenheit. Bleibt nur zu hoffen, dass der Ausflug am Ende nicht zum Schlag ins Wasser wird. Das Leben in Rotenburg geht seinen normalen Gang, so viel steht jedenfalls fest. Der HSV ist in der Stadt – aber das Interesse daran hält sich arg in Grenzen. Als der Bus mit den Profis um 12.09 Uhr vor dem „Landhaus Wachtelhof“vorfuhr, hatte sich genau ein Fan vor der Fünf-Sterne-Herberge postiert. Von Aufregung keine Spur. Der HSV wollte vorm Keller-Kracher am Sonntag gegen Mainz seine Ruhe haben. Und er bekommt sie.
Immerhin, ein klein wenig Glamour gab’s dann doch noch, später beim Training. Und die Erin-
nerung an gute Zeiten, die immer weiter zurückliegen. Ex-Keeper Frank Rost, von 2007 bis 2011 beim HSV aktiv und in Rotenburg wohnhaft, ließ sich die Stippvisite bei seinem früheren Klub nicht nehmen. Eine gute Stunde lang schaute er dem Treiben zu, ehe er wieder von dannen zog. Vermutlich mit der Frage im Kopf, die sich derzeit alle stellen, die zum HSV halten: Bringt Rotenburg tatsächlich die Wende?
Tag eins im Werder-Land, 90 Kilometer von Hamburg entfernt. Hier, wo man zu Grün und Weiß hält, will der HSV die Kurve kriegen. Und Gisdol deutete zumindest an, wie er sich das vorstellt. Mehrfach unterbrach er die Trainingseinheit, sprach mit seinen Profis. Kommunikation soll in diesen Tagen genau so wichtig sein, wie die Bewegungen auf dem Platz. Einer bekam davon nicht allzu viel mit. Kyriakos Papadopoulos verschwand bereits nach 20 Minuten in der Kabine. War so geplant, hieß es von Seiten des HSV. Allerdings: Bereits tags zuvor hatte „Papa“nur einige Minuten des Trainings absolviert und die Einheit dann abgebrochen. Kann er auch heute nur eingeschränkt trainieren, stellt sich sehr wohl die Frage nach seinem Gesundheitszustand.
Der HSV auf der Suche nach seinem Glück. Im Dauerregen, den ganzen Tag über. So soll es auch heute bleiben. Wasserspiele in Rotenburg. Symbolischer könnte die Angelegenheit nicht sein, denn die Sonne muss sich der HSV erst wieder erarbeiten. Solange wird im Rotenburger Regen malocht. Fernab jeder Hektik, die dann aber am Sonntag zurückkehren wird – in einer Art und Weise wie schon lange nicht mehr.