Ohne Pass & Jakobsstab
Santiago de Compostela ist als Pilgerort berühmt, aber auch sonst ein lohnenswertes Ziel
Santiago de Compostela kennen die meisten als Pilgerziel – und das nicht erst seit Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“. Die Hauptstadt Galiciens wird alljährlich von Millionen Menschen aus aller Welt besucht, von denen viele auf dem Jakobsweg gewandert sind. Doch das historische Zentrum der Stadt, 1985 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, ist auch ohne Pilgerpass und Jakobsstab eine Reise wert.
Sehenswert ist vor allem die beeindruckende Kathedrale von Santiago de Compostela mit ihren Reliquien. Regelmäßig kommt im Gotteshaus der sogenannte Botafumeiro zum Einsatz: Mit einer Höhe von 1,60 Meter und einem Gewicht von 54 Kilogramm ist es eines der größten Weihrauchfässer der Welt. Es hängt an einem 66 Meter langen Seil, acht Männer bringen es zu besonderen Anlässen in Bewegung und schwingen es bis unter die Decke.
Nicht verpassen sollte man auch die Möglichkeit, der Kathedrale aufs Dach zu steigen. Die Kirche wurde als Festung gebaut, daher ist das Dach in Stufenform angelegt; nach Anmeldung können Besucher hier herumspazieren.
Wer auf den aus Granit gehauenen Straßen und Plätzen der Altstadt weiterflaniert, wird natürlich nicht zu jeder Tagesund Jahreszeit – Wallfahrten sind schließlich ein Saisongeschäft – auf Massen von Pilgern treffen. Devotionalien- und Souvenir-Shops findet man aber immer. Tassen, auf denen Peppa Wutz aus der britischen Zeichentrickserie Peppa Pilgrim heißt; der heilige Jakob in der Schneekugel; an die Beatles erinnernde Shirts, auf denen statt „Abbey“„Santiago Road“steht.
Das weitere Shopping-Angebot ist überschaubar. Mit ein wenig Glück stößt man auf Läden wie das Media Lúa in der Algalia de Abaixo 27: Eine kleine Ledermanufaktur, in der Ana Serra Garcia seit 18 Jahren Handtaschen, Holzschuhe und Aschenbecher herstellt – aus natürlich bearbeiteter Tierhaut und mit traditionellem Werkzeug.
Immer wieder fielen die Kelten in vergangenen Jahrhunderten in die heute autonome Region ein, die keltischen Gallaeker, lateinisch Gallaeci, gaben Galicien seinen Namen.
Unbedingt sehenswert ist die Cidade da Cultura, die in den Monte Gaias gebaut wurde. Die „Stadt der Kultur“ist Anfang des 21. Jahrhunderts nach Entwürfen des US-Architekten Peter Eisenman entstanden – zumindest ein Teil davon. Nur drei der geplanten fünf Gebäude wurden gebaut, Oper und Museum für neue Technologien harren der Fertigstellung.
Zumindest Optimisten wie Rafael Lens vom Besucherzentrum glauben noch, dass irgendwann weitergebaut wird – andere sprechen von Baustopp und einem überdimensionierten Millionengrab. „Ich weiß, dass die Deutschen gerne nach den Kosten fragen“, sagt Lens und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen: Im Vergleich zur Hamburger Elbphilharmonie seien die in der monumentalen Steinwelle verbauten 300 Millionen Euro ein Schnäppchen.