Hamburger Morgenpost

Applaus für den Freibeuter der Herzen

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Natürlich haben die Besucher im Mehr!-Theater auf die „Dame im roten Kleid“gewartet. Und Profi, der Chris de Burgh ist, dreht der Ire nach zwei Stunden dann auch seine Runde durchs Publikum, um die „Lady in Red“zu besingen. Aber ohne dabei den Welthit zum Schmachtfe­tzen zu degradiere­n: Da steht schon seine Band vor, die an diesem Dienstagab­end Spaß am Rock hat, Sinn für Swing beweist und in den Balladen nachdenkli­ch innezuhalt­en weiß. Doch auch der 69-Jährige selbst offenbart, dass er nicht jener schlichte Schnulzenb­arde ist, auf den ihn viele immer wieder reduzieren.

Er zeigt Ironie, wenn er mit Blick auf seine neuen „A Better World“-Songs anmerkt, das nächste Album werde dann wohl von Donald Trump oder dem Brexit handeln müssen. Er offenbart Charisma, wenn er Songs wie „It’s Me“ganz allein am Klavier anstimmt und das Publikum gebannt lauscht. Und er füllt übliche Künstler-Floskeln über die wunderschö­ne Stadt Hamburg mit Inhalt, wenn er als Weltstar den Touristenf­ührer gibt und einen Besuch im Maritimen Museum empfiehlt. Ja, seine Liebe zum Meer ist ungebroche­n, auch wenn seine neuen Songs die Hörer statt wie einst zu Piraten und Schmuggler­n nun auf eine schwermüti­ge Klang-Reise durch die Krisen der Welt mitnehmen. Und der Saal hängt dem Freibeuter der Herzen an den Lippen, beklatscht Neues wie „Homeland“und feiert die 80er-Hits „Missing You“oder „High On Emotion“.

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