Hamburger Morgenpost

Superstar für eine Woche im Jahr

- Von BERND PETERS

Kiew – Seit Dienstagab­end ist er wieder in aller Ohren. Seit dem ersten ESC-Halbfinale. Die Stimme von Peter Urban (68) kennt jeder, der schon mal den „Grand Prix“gesehen hat. Für eine Woche im Jahr ist der Mann mit der unglaublic­h sonoren Stimme ein Superstar. Dabei ist er eigentlich schon im Ruhestand – und war vorher hauptsächl­ich im Radio zu hören. Am Sonnabend kommentier­t Urban zum 20. (!) Mal – und blickt in der MOPO zurück.

„Kult?“Peter Urban lacht. „Ooch, das sollen andere sagen.“Der Mann ist bescheiden. Obwohl er gerne (verbal) einen raushaut. „Dieser Pyjama aus Rettungsfo­lie! Und was sollen die tanzenden Unterwäsch­emodels da?“, fragte er nach dem Auftritt von Martina Barta beim Halbfinale am Dienstag. Die Fans auf Twitter oder Facebook feiern ihn dafür. „Das Beste an der Show ist Peter Urban“und „Ohne ihn würde ich abschalten“war dort zu lesen.

Urban ist also definitiv Kult. Und das seit zwei Jahrzehnte­n. Er ist der Superstar für eine Woche im Jahr. „Das ist jetzt meine Großkampfz­eit“, sagte er der MOPO im Interview lachend. „So ein bisschen wie für den Weihnachts­mann im Dezember oder für den Hasen zu Ostern.“Denn eigentlich ist der Pop-Experte des NDR (moderierte Radio-Shows auf NDR2 und TV-Shows im „Dritten“, leitete den „Nachtclub“auf NDR Info) im Ruhestand, genießt den Lebensaben­d mit Frau Laura. Aber für den ESC kehrt er jedes Jahr ans Mikro zurück. „Solange meine Gesundheit mitmacht, möchte ich das auch nicht missen“, sagt er.

Premiere als deutscher ESC-Kommentato­r hatte Urban 1997 in Dublin. Er schwärmt von „den ganzen tollen Begegnunge­n, die ich ohne den ESC nie gehabt hätte.“Von „Staatsober­häuptern auf offizielle­n Empfängen“über „Guildo Horn mit seiner wilden Spontaneit­ät“bis zu ESC-Mastermind Stefan Raab. „Der machte einfach immer das, was er wollte. Obwohl es meistens nicht abgesproch­en war. Aber dafür oft richtig.“Nach Lenas Sieg 2010 in Oslo stand er selbst auf der ESC-Bühne, führte ein Live-Interview mit der Siegerin. „Das fühlte sich ein bisschen wie ein Flirt an“, erinnert er sich. „Lena war eine Ercheinung, alle Welt war ihr infach verfalen.“

Es gab auch Pannen: „Wir ind doch nicht in Kasachstan“, so reagierte Urban auf einen Tonausfall. Das brachte ihm eine Beschwerde der kasachisch­en Regierung ein.

Am Sonnabend möchte er gute Nachrichte­n verkünden: „Levina hat Star-Appeal. Ich bin guter Dinge, dass wir nicht wieder Letzter werden.“Und falls doch, haben wir dabei wenigstens tolle Sprüche gehört. Sympathisc­her Typ mit frecher Schnauze: 1998 begleitete Peter Urban Guildo Horn (l.). Mit Frau Laura (r.) hat er zwei Kinder.

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ESC-Fans lieben Peter Urban – er feiert Sonnabend 20. Einsatz
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