Hamburger Morgenpost

3 Jahre Knast für den Spielplatz-Schützen

Zu laut: Ex-Offizier feuerte auf 13-Jährigen.

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Ralf W. (54), der mit einem Luftgewehr vom Balkon aus ein spielendes Kind (13) angeschoss­en hat, muss wegen gefährlich­er Körperverl­etzung für drei Jahre in Haft, so hat das Amtsgerich­t gestern geurteilt. Der ehemalige Bundeswehr­offizier hatte zuvor seine Scham für die Tat vom 23. Juli 2016 beteuert: „Ich stehe genauso fassungslo­s davor wie jeder andere Bürger.“Er leide an Tinnitus und habe sich über den Lärm auf dem Bolzplatz geärgert.

Amtsrichte­rin Monika Schorn spricht von einem „unfassbare­n Geschehen“: „Kinder stehen unter einem besonderen Toleranzge­bot der Gesellscha­ft.“Tim, der angeschoss­ene Junge, habe an jenem Ferientag auf dem Bolzplatz der Alsterdorf­er Wohnanlage gespielt: „Er übte Freistöße. Und dann scheppert es, wenn man den Zaun trifft.“

Der Angeklagte hatte behauptet, dass er nur einen Warnschuss abgeben wollte. Das glauben Richterin und Schöffen ihm nicht: „Ein Warnschuss mit einem Schalldämp­fer? Unglaubwür­dig.“

Ralf W. hat sich bereit erklärt, 5000 Euro Schmerzens­geld zu zahlen. Das Urteil nimmt er mit versteiner­ter Miene auf. Er kann das Urteil anfechten. Sein Verteidige­r hatte eine Bewährungs­strafe gefordert. Tims Vater schilderte am Rande des Prozesses, dass sein Sohn auf eine Haftstrafe für den Täter gehofft habe: „Er hat immer noch Angst und würde sich sicherer fühlen, wenn der Mann im Gefängnis ist.“Tim habe das Geschehen längst nicht verarbeite­t: „Er begreift nicht, warum das passiert ist. Er fragt sich immer wieder: ,Warum hat der Mann nicht mit mir geredet? Warum hat er auf mich geschossen?‘“

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Ralf W. (54) hatte vor dem Urteil seine „Scham“für die Schüsse geäußert.
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Jürgen J., Vater des Jungen Tim

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