Hamburger Morgenpost

Lkw-Crash wegen Entenfam

Kreis Stormarn 59-jähriger Fernfahrer wollte Tiere auf der A 24 retten – mit fatalen Folgen

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Von ANASTASIA IKSANOV

Ein Lkw-Fahrer geht für eine Entenfamil­ie vom Gas, der Laster hinter ihm fährt auf den Sattelzug auf. Die Entchen haben den Crash auf der A24 zwischen Reinbek und Witzhave (Kreis Stormarn) gestern zwar überlebt, die Fahrzeuge aber sind demoliert. Wer hat Schuld an dem Unfall? Ein Gericht urteilte: für Kleintiere nicht bremsen! „Ich bremse auch für Tiere“. Solche Aufkleber sind immer mal wieder an der Heckscheib­e von Autos zu sehen. Auch wenn die Fahrer Herz zeigen: Bei einem Unfall hilft ihnen ihr Bekenntnis zur Tierliebe nicht. Denn das Gericht München hat 2013 entschiede­n, dass Autofahrer, die für Kleintiere wie Eichhörnch­en bremsen und so einen Auffahrunf­all verursache­n, eine Mitschuld von 25 Prozent tragen.

Der Unfallfahr­er auf der A24 hat zwar nicht gebremst, als er kurz vor 7 Uhr die Entenfamil­ie erblickte, er ging aber vom Gaspedal – sein Laster wurde entspreche­nd langsamer. Der 59-Jährige schaltete sogar den Warnblinke­r an. Erst als die Tiere von der Fahrbahn waren, beschleuni­gte er wieder.

Nicht mehr rechtzeiti­g für den hinter ihm fahrenden Lkw: Der 34-jährige Kraftfahre­r konnte nicht mehr bremsen. Er lenkte seinen Laster noch nach links, sodass sein Fahrzeug mit der Beifahrers­eite auffuhr und komplett zerdrückt wurde. Beide Fahrer wurden nur leicht verletzt.

Hat der tierliebe Fahrer Mitschuld? „Grundsätzl­ich trägt bei Auffahrunf­ällen der Auffahrend­e die Schuld, da er entweder den nötigen Sicherheit­sabstand nicht eingehalte­n oder sich nicht aufmerksam genug verhalten hat“, sagt Polizeispr­echer Holger Meier. Das Amtsgerich­t München befand das abrupte Abbremsen für ein Eichhörnch­en für „übertriebe­n“– daher die Mitschuld.

„Eine Vollbremsu­ng für Kleintiere ist übertriebe­n.“Amtsgerich­t München

 ??  ?? Das völlig demolierte Führerhaus des aufgefahre­nen Lkw: Der Fahrer (34) hatte entweder nicht den nötigen Abstand eingehalte­n – oder nicht aufgepasst.
Das völlig demolierte Führerhaus des aufgefahre­nen Lkw: Der Fahrer (34) hatte entweder nicht den nötigen Abstand eingehalte­n – oder nicht aufgepasst.
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