Hamburger Morgenpost

Der irre Trick zur Geldvermeh­rung

Vor Gericht: „Wash-Wash“-Masche Banknoten sollen sich mit Pulver vervielfäl­tigen. Richter: „Kann nur den Kopf schütteln“

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Darauf reinfallen? So naiv kann doch keiner sein, oder? Er könne Papier in Geldschein­e verwandeln, tischte Herve A. (44) seinem Opfer auf. Wie er das machen wollte? Indem er ein paar echte Geldschein­e mit dem Papier zu einem Bündel zusammenpa­ckt, den Stapel mit einem Pulver einreibt, Alufolie drumwickel­t und das Bündel dann – „Wash-Wash! – ins Wasser legt.

Nach einiger „Einwirkzei­t“haben sich die echten Geldschein­e vervielfäl­tigt. Tatsächlic­h hat er das Päckchen freilich in einem unbeobacht­eten Moment ausgetausc­ht – das verblüffte Opfer gibt nach der Zaubershow gerne weitere Geldschein­e. Wenn es nach einigen Stunden das Bündel hoffnungsv­oll öffnet, sind darin nur schwarz gefärbte Zettel – und der Gauner weg.

Kommentar von Amtsrichte­r Thomas Semprich: „So viel Leichtgläu­bigkeit, da kann man ja nur den Kopf schütteln.“Der „Wash-WashTrick“tauchte vor rund zehn Jahren erstmals auf, erfunden von Mitglieder­n der „Nigeria Connection“. Erstaunlic­herweise fanden sich immer wieder Opfer.

Herve A. brachte im November 2015 einen Mann dazu, ihm 3300 Euro zu geben. Sein Mitangekla­gter (31) soll ihm das Opfer zugeführt haben. „War Ihnen klar, dass das Quatsch ist und es darum ging, das Geld zu klauen?“, fragt der Amtsrichte­r den mutmaßlich­en Mit-Täter. „Nein, das wusste ich nicht“, antwortet der und erklärt wortreich, dass er selbst Geld an Herve A. verloren hat. Das Verfahren gegen ihn wird eingestell­t.

Das Opfer, ebenfalls mit afrikanisc­hen Wurzeln, hat selbst Dreck am Stecken und nimmt sein Recht auf Schweigen wahr. „Da hat ein Krimi- neller den anderen übers Ohr gehauen“, stellt der Verteidige­r fest.

Bleibt nur noch Herve A. Er ist vorbestraf­t, wird noch bis Dezember 2019 wegen Wash-WashAbzock­ereien in Haft sitzen. Nun kommen noch zehn Wochen drauf, wegen des Diebstahls der 3300 Euro. Der Richter rügt die Leichtgläu­big keit der Opfer – aber auch die Skrupellos­igkeit des Angeklagte­n: „Es kann nicht sein, dass Sie das ausnutzen und Ihren Mitmensche­n das Geld aus der Tasche ziehen.“

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Der mutmaßlich­e Komplize (31) mit seinem Verteidige­r Georg Debler. Das Verfahren gegen ihn wurde eingestell­t, nur der Haupttäter wurde verurteilt.
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