Gepimpte Gastro-Legende
Unternehmer Jan Schawe sorgt im Nostalgie-Lokal für frischen Wind
Früher fuhren Politiker in Limousinen vor, Wirtschafts-Kapitäne ließen Fischbestecke klappern. In Séparées schlürfte manch einer Austern mit seiner Geliebten. Jetzt wurde aus dem „Cölln’s“am Rathaus (Brodschrangen), wo einst Hans Albers und Altkanzler Helmut Schmidt verkehrten, ein gepimptes Lokal mit Retro-Flair. Den Namen „Mutterland“, der für Delikatessengeschäfte steht, sucht man vergeblich über der Tür. Einzig das FirmenLogo ist sichtbar. Hanseatisches Understatement! Unternehmer Jan Schawe (43), ein waschechter Eppendorfer Jung, guckte die Räumlichkeiten „aus Neugierde“an. Ein Restaurant wollte er nicht – dann war’s Blitz-Liebe. „Ich stellte mir vor, wie eine KaffeeKette einzieht, den Charme zerstört. Das konnte ich nicht zulassen. Hier atmet man Hamburger Geschichte“, so der „Mutterland“Chef, bei dem „regional-saisonal“kein Hipster-Wort, sondern eine Herzenssache ist.
Seit Januar wurde die Gastro-Perle liebevoll umgebaut, eine sechsstellige Summe investiert. Zahlreiche Elemente wie die 30 000 handbemalten Fliesen aus dem 19. Jahrhundert wurden erhalten. Sie stehen wie die Holzpaneelen unter Denkmalschutz. Die Möbel sind komplett maßgezimmert, die Elektrik ist erneuert. Neuer Strom für eine Hamburgensie!
Jetzt die Eröffnung! Sieben Tage die Woche wird morgens Frühstück, mittags Hausmannskost serviert. Labskaus, Maultaschen, Rote-Bete-Supe. Austern stehen ebenso auf der Karte – eine Hommage an die Vergangenheit. In der Küche zaubert Sterne-Koch Marc
Müller (43), der ab Herbst auch abends für Gaumenfreuden sorgt.
Jan Schawe betont: „Ich will keinen Trend-Laden machen, sondern einem Klassiker frischen Wind einhauchen. Ein Lokal in dem sich alle wohlfühlen. Auch meine Freunde – die ich aufgrund meiner Arbeitszeiten gerade kaum zu Gesicht bekomme.“