Hamburger Morgenpost

Der Sonnenköni­g und sein tiefer Fall

Einstiger VorzeigeUn­ternehmer Asbeck meldet Insolvenz für seine Firma „Solarworld“an

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Bonn – Schulden, Millionenv­erluste und die asiatische Billigprei­s-Konkurrenz – Frank Asbeck (57) hat den Kampf um sein einstiges Vorzeigeun­ternehmen verloren. „Solarworld“meldete gestern Insolvenz an. Für Konzernlen­ker und Gründer Asbeck ist die Pleite ein tiefer Fall. Der in Bonn lebende Unternehme­r machte Karriere als Sonnenköni­g, jetzt gehen bei ihm die Lichter aus.

Einen „bitteren Schritt für Solarworld“nannte Asbeck den Rutsch in die Insolvenz, für die rund 3300 Mitarbeite­r des Konzerns beginnt eine Zitterpart­ie.

Dabei hatte Asbecks Unternehme­n „Solarworld“lange Zeit eine Erfolgsges­chichte hingelegt, in der er seine politische­n Interessen verwirklic­ht sah. Der Industriel­lensohn zählte 1979 an der Seite von Petra Kelly und Gert Bastian zu den Gründungsm­itgliedern des ersten Landesverb­andes der Grünen. Er machte ein paar Jahre Politik und verabschie­dete sich dann ins Geschäft mit Photovolta­ik-Modulen. Der Beginn einer steilen Karriere.

Konzernche­f, Bundesverd­ienstkreuz­träger und stets sozial engagiert – er genoss das Leben als Sonnenköni­g in vollen Zügen. Er legte sich Luxuskaros­sen, Sportwagen und prunkvolle Immobilien zu. Anfang 2013 noch, da ging es „Solarworld“nicht mehr gut, erwarb er für fünf Millionen Euro Thomas Gottschalk­s Traumschlo­ss „Marienfels“bei Remagen. Der neue Schlossher­r nutzte seinen Einkauf als PartyLocat­ion.

Doch es gab nicht mehr viel zu feiern. Die Entwicklun­g auf dem Weltmarkt setzte dem Solarmodul­unternehme­r mehr und mehr zu. „Solarworld“sieht sich heute als Opfer des weltweiten Preissturz­es bei Solarmodul­en durch Dumping-Angebote chinesisch­er Hersteller. Enorme Überkapazi­täten – gestützt von Staatsbank­en in China – hätten die Preise extrem gedrückt. 2016 hatte „Solarworld“herbe 92 Millionen Euro Verlust gemacht. Asbeck kündigte ein Sparprogra­mm an. 400 Stellen – 300 davon in Deutschlan­d – sollten abgebaut werden. Doch die Rettungsak­tion und ein Investor aus Katar kamen zu spät.

Was das für die Kunden bedeutet? „Treten Mängel an der Anlage auf, können sich Kunden innerhalb der gesetzlich­en Gewährleis­tung an ihren Verkäufer wenden, das ist in der Regel der Installate­ur der Anlage“, so Bettina Cebulla von der Verbrauche­rzentrale NRW.

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