Acht Prinzessinnen vor Gericht
Araberinnen sollen Frauen wie Sklavinnen gehalten, als „Kühe“, „Hündinnen“und „Huren“beschimpft haben
Brüssel – Sie hatten die gesamte Etage eines Luxushotels gemietet, lebten dort wie Prinzessinnen aus dem Morgenland - und sollen mehr als 20 Dienstboten wie Sklaven gehalten haben: Die Witwe eines Scheichs und ihre sieben Töchter müssen sich seit Donnerstag vor einem Gericht in Brüssel verantworten. Die Anklage wirft ihnen Menschenhandel, Freiheitsberaubung sowie unmenschliche und erniedrigende Behandlung ihrer Opfer vor.
Mit mädchenhafter Stimme erzählt eine Zeugin am ersten Prozesstag, wie sie nach Abu Dhabi gelockt wurde. „Dort hat man mir meinen Pass abgenommen“, sagt die junge Frau, die später im Tross der reichen Scheichfamilie nach Brüssel kam. Dort, so schildern es die Anwälte der Betroffenen, hätten die Köche, Dienst- und Kindermädchen für ihre Herrschaft schuften müssen. Rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. „Unser Schlaf hing von ihrem Schlaf ab“, gab eine Frau zu Protokoll - die Dienstmädchen hätten auf Matratzen vor den Zimmern der Prinzessinnen auf deren Befehle warten müssen.
Eingesperrt, zusammengepfercht, ohne Lohn, als „Kühe, Hündinnen und Huren“beschimpft: „Die Arbeitsbedingungen verstießen gegen die Menschenwürde“, erklärt der Anwalt Philippe Mortiaux. Deshalb fordere die Nebenklage 2500 Euro Schadenersatz für jedes Opfer und sechsstellige Euro-Beträge für ausstehendes Gehalt wären auch fällig; in einem Fall gut 467 000 Euro, berechnet nach belgischem Recht für monatelangen 24Stunden-Dauerdienst.
Die angeklagten Frauen hatten die Zimmerflucht im vierten Stock gleich auf Jahresbasis gemietet.
Die Prinzessinnen hatten die Vorwürfe schon vorab zurückweisen lassen. Doch die Beschuldigungen wogen so schwer, dass es nach jahrelangem juristischem Hin und Her doch noch zum Prozess kam.
Der Fall erregte 2008 großes Aufsehen in Belgien. Doch die acht arabischen Prinzessinnen wähnten sich nach Ansicht der Nebenklage „über dem Gesetz“. Sie kamen nun auch nicht zum Prozess nach Europa, was nach belgischem Recht möglich ist. Immerhin könnte das Urteil in einigen Wochen als Warnung an alle skrupellosen Arbeitgeber dienen.