Senat spaltet G20Protest
Olaf Scholz wirbt für Konkurrenz-Demo
André Konietzko (65) aus Elmshorn: „Genau wie alte Schiffe habe ich alte Fahrräder für mich entdeckt. Auf meinem Dachboden habe ich eine ganze Sammlung dieser Räder, sie sind Teil des Museums der Rad-Gruppe ,Rückenwind‘.“ Auf dem Oldtimer durch Italien Sophie Peters (21) aus St. Georg: „Mein Vater hat mich zu den Klassikern gebracht. Ich bin gerade erst auf meinem aus den 80er Jahren stammenden ,Rauter‘-Rad durch Italien gefahren. Für mich ist das ein normales Hobby.“ Ein Oldtimer von 1916 Ralf Warratz (41) aus Hummelsbüttel: „Mein Rad stammt von 1916. Es ist eines von 41 klassischen Rädern, die ich besitze. Zum Ausgleich schraube ich viel an ihnen rum, mache sie flott, um sie dann beim ,Velo Classico Ride‘ fahren zu können.“ Von MIKE SCHLINK
Eigentlich war alles klar: Die Linken rufen am 8. Juli zur Großdemo und bis zu 100 000 gehen auf die Straße. Doch immer mehr konkurrierende Initiativen gründen sich. Sogar die Hamburger Parteien und selbst der Bürgermeister mischen an vorderster Front mit – und helfen so, den Protest zu spalten und in regierungsgenehme Formen zu dirigieren.
Lange Zeit war die von den Linken angemeldete GroßDemo „Grenzenlose Solidarität statt G20“am 8. Juli die einzige relevante G20-Protestveranstaltung. Bis zu 100000 Teilnehmer sollen hier gegen das Treffen der Staats- und Regierungschefs demonstrieren. Doch seitdem warnen Hamburgs Behörden vor Gewalt bei der Demo – denn die Veranstalter distanzieren sich nicht von gewalttätigen Gruppen. Innensenator Andy Grote (SPD) sorgte deutschlandweit für Wirbel, weil er Protestler mit martialischen Worten von Blockadeaktionen abhalten will.
Parallel entstanden mehrere neue Bündnisse. Etwa die „G20-Protestwelle“– Zehntausende wollen dabei am 2. Juli friedlich auf die Straße gehen. Die Initiatoren sind nicht gegen den Gipfel, sondern gegen die Politik der G20-Staaten.
Am 8. Juli plant neuerdings das kürzlich gegründete Bündnis „Hamburg zeigt Haltung“eine Demo mit anschließendem Fest auf dem Fischmarkt – quasi als Konkurrenzveranstaltung zur am gleichen Tag stattfindenden Großdemo der linken Kräfte. Auffällig: „Hamburg zeigt Haltung“wird außer von diversen Promis auch von vielen Politikern der Bürgerschaft und den Regierungsparteien unterstützt. Selbst Olaf Scholz (SPD) rief am Wochenende dazu auf, Bürgermeister Olaf Scholz (SPD)
zur „Haltung“-Demo zu gehen – man werde dafür zu sorgen, dass es friedliche Veranstaltungen würden. Aktivisten ätzen bereits, dass sich Hamburgs Politiker ihre eigene Demo organisieren, um den schwer kontrollierbaren Linken die Unterstützer abzujagen.
„Wir laden die Teilnehmenden ein, im Anschluss auch an unserer Demonstration und Abschlusskundgebung gegen die G20 teilzunehmen“, sagt Werner Rätz von „Attac“, einer der Sprecher des Großdemo-Bündnisses, das der Senat offenbar klein halten will. „Allerdings organisieren wir keine rot-grüne Regierungsdemonstration, die richtet ja schon den Gipfel aus.“