Hamburger Morgenpost

Bringt er Trump zu Fall?

Sonderermi­ttler Mueller wird den US-Präsidente­n anklagen – oder entlasten

-

Washington – Der US-Präsident wollte diese „erfundene Russland-Sache“ein für alle Mal loswerden. Deshalb, so erklärte er selbst, feuerte er vorige Woche FBI-Direktor James Comey. Erreicht hat Donald Trump damit das Gegenteil: Jetzt hat er einen Sonder-Ermittler am Hals, den er nicht so ohne Weiteres abschüttel­n kann – den ehemaligen FBIChef Robert Mueller.

Bringt Mueller Trump zu Fall? Diese Möglichkei­t besteht, wenn er nachweisen kann, dass Trump oder enge Vertraute illegale Kontakte nach Moskau unterhalte­n haben – und sich beispielsw­eise den Wahlkampf von Putin haben finanziere­n lassen. Ebenso ist aber denkbar, dass Mueller Trump entlastet.

Das Ansehen des 72-jährigen Ermittlers ist jedenfalls über die Parteigren­zen hinweg hoch. Das hat sich der Rechtsanwa­lt als FBIChef (2001 – 2013) unter Bush und Obama erarbeitet. Eingesetzt wurde der Sonderermi­ttler vom VizeJustiz­minister Rod Rosenstein. Justizmini­ster Jeff Sessions erklärte zu Beginn seiner Amtszeit (zum Ärger Trumps), er werde sich aus Russland-Ermittlung­en heraushalt­en. Sessions steht selbst im Verdacht, etwas zu enge Verbindung­en zum Kreml zu unterhalte­n.

Einmal auf das Gleis gesetzt, hat ein Sonderermi­ttler in den USA die Lizenz zum Schnüffeln. Er kann Akten aus allen Ministerie­n inklusive des Weißen Hauses anfordern, jeden Zeugen vernehmen und auch Anklage erheben. Er ist politisch nicht weisungsge­bunden. Es ist für einen USPräsiden­ten zwar möglich, einen Sonderermi­ttler abzusetzen. Richard Nixon hat dies 1973 in der Watergate-Affäre getan. Politisch überlebt hat er diesen Schritt aber nicht.

Die Einsetzung des Sonderermi­ttlers wurde von vielen begrüßt. Selbst „Breitbart News“– Trumps Chefberate­r Steve Bannon war dort Chef – nannte den Schritt „vertretbar und gut, wenn auch unnötig“.

Dass es selbst innerhalb der republikan­ischen Führungsri­ege Zweifel an Trumps Russland-Verbindung­en gibt, zeigt ein Bericht der „Washington Post“: Demnach hatte der Fraktionsc­hef im US-Abgeordnet­enhaus, Kevin McCarthy, im Juni 2016 in kleiner Runde die Vermutung geäußert, Trump lasse sich aus Russland bezahlen. Paul Ryan, aktuell der mächtigste US-Republikan­er, habe die Anwesenden darauf eingeschwo­ren, nichts davon nach außen dringen zu lassen. Jetzt erklärte Ryan auf Nachfrage, McCarthy habe nur versucht, „witzig zu sein“.

Also alles nur ein Witz? Wohl kaum: Wie Recherchen von Reuters belegen, hatten neben dem bereits gefeuerten Sicherheit­sberater Michael Flynn weitere Trump-Berater im Wahlkampf mindestens 18 Mal Kontakt zu russischen Offizielle­n. Trump hat dies immer abgestritt­en. Der USPräsiden­t spricht von der größten Hexenjagd auf einen Politiker, die je stattgefun­den habe.

„Ich glaube, Trump lässt sich von Putin bezahlen.“Der Republikan­er McCarthy

 ??  ?? Er untersucht ab sofort Trumps Russland-Verbindung­en: Sonderermi­ttler Robert Mueller.
Er untersucht ab sofort Trumps Russland-Verbindung­en: Sonderermi­ttler Robert Mueller.

Newspapers in German

Newspapers from Germany