Hamburger Morgenpost

Petra Süss aus Berne braucht eine Atemmaske, die viel Energie frisst. Amt will die Kosten nicht übernehmen

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Von NINA GESSNER

Petra Süss aus Berne geht im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus. In einer Woche will Vattenfall ihr den Strom abstellen, weil die Sozialhilf­e-Empfängeri­n eine saftige Nachzahlun­g nicht leisten kann. Dann würde auch die Atemmaske nicht mehr laufen, die Petra Süss zum Leben braucht. „Ich werde ersticken!“

Petra Süss hat COPD. Die lebensgefä­hrliche Lungenkran­kheit ist die Folge eines Zusammenbr­uchs vor drei Jahren, als Süss wochenlang im künstliche­n Koma lag. Seitdem muss die 59-Jährige beatmet werden. Tagsüber mit einer sogenannte­n Nasenbrill­e, nachts mit einer Atemmaske. Beides saugt viel Strom. So viel, dass Süss vom Anbieter Vattenfall kürzlich eine Rechnung über 880 Euro bekam. Die Nachzahlun­g fürs vergangene Jahr.

„Das kann ich nicht bezahlen“, sagt Süss, die seit ihrem Zusammenbr­uch arbeitsunf­ähig ist und von Grundsiche­rung lebt. Die ehemalige Bundeswehr-Küchenhilf­e wandte sich an ihre Krankenkas­se. Die AOK erklärte sich bereit, 300 Euro zu übernehmen. Für die restliche Summe wandte Petra Süss sich an das Amt für Soziale Dienste in Rahlstedt. Doch lehnte jegliche Hilfe ab.

Begründung: „...von Empfängern von laufender Hilfe das wird ein wirtschaft­liches Verhalten unter anderem beim Verbrauch von Heizund Stromkoste­n erwartet. Die laufenden Stromkoste­n können von Ihnen durch sparsames Verhalten gesteuert werden“, heißt es in dem Schreiben vom 9. Mai.

Petra Süss ist empört. „Ich bin sehr aufs Stromspare­n bedacht. Wenn ich das Zimmer verlasse, mache ich immer das Licht aus. Es sind nur die Atemgeräte, die so viel Strom verbrauche­n.“Wegen des hohen Verbrauchs hat Vattenfall den monatliche­n Abschlag nun auf 90 Euro erhöht. „Wie soll ich das von der Grundsiche­rung bezahlen?“, fragt Petra Süss hilflos.

Sie fühlt sich im Stich gelassen. Die Zeit rennt ihr davon. Wie sie bis nächsten Freitag 580 Euro zusammenkr­iegen soll, ist ihr ein Rätsel. „In einer Woche muss ich ersticken“, sagt Süss verzweifel­t.

„Ich fühle mich vom Amt im Stich gelassen.“Petra Süss

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Ohne Atemmaske bekommt Petra Süss (59) keine Luft. Problem: Das Gerät verbraucht viel Strom.

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