Hamburger Morgenpost

Er hat den Dreh raus

Neustadt Kubaner zeigt seine weltbesten Zigarren

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Das fertige Produkt: Mit eigens aus der Heimat mitgebrach­ten Blättern ist eine echte kubanische Zigarre entstanden. Von MAX WEINHOLD

Mit festem Blick sitzt Yosvany Herrera Oduardo (35) hinter einem kleinen Holztisch, auf dem sich Tabakblätt­er stapeln. Seine automatisc­hen Handgriffe lassen den Mann wirken wie eine Maschine. Kein Wunder – schon seit 14 Jahren dreht Oduardo in seiner Heimat Zigarren. Heute ist der Kubaner mit den durchdring­enden Augen einer der Weltbesten seines Fachs und tourt für seine Manufaktur gerade durch Europa.

Etwas Klebstoff, Tabakblätt­er, eine metallene Unterlage und ein Messer zum Schneiden auf einem kleinen Holztischc­hen – so sieht der Arbeitspla­tz von Yosvany Herrera Oduardo aus. Vor dem Tisch hängt eine blau-weißrote Flagge. Die Flagge von Oduardos Heimat: Kuba. Der Mann, kaum größer als 1,60 Meter, droht fast zu Verschwind­en hinter den Haufen an Tabak, die sich auf dem Tisch türmen.

Was Oduardo mit seinen Händen macht, wirkt so, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes gemacht. Er nimmt ein großes Tabakblatt – das Umblatt – und legt dort verschiede­ne andere hinein: „Ligero – für das Nikotin in der Zigarre. Seco-Blätter, die enthalten Öle fürs Aroma“, erklärt Oduardo auf Spanisch. „Und Volado – damit die Zigarre gut glimmt.“Oduardo tunkt seinen Finger in eine Dose mit Harz, dann wickelt er die Blätter umeinander, presst sie mit seinen Händen zusammen.

Seine Ausbildung begann er mit 21 Jahren in Kubas Hauptstadt Havanna. Inzwischen arbeitet Oduardo schon 14 Jahre als Dreher, hat die höchstmögl­iche neunte Kategorie und kann jede Zigarre der Welt fertigen. Seit einigen Jahren dreht der Meister für die renommiert­e Manufaktur H. Upmann. Am liebsten „Montecrist­o 80. Aniversari­o“– Oduardos Lieblingsz­igarre.

Bis zu 40 schafft Oduardo davon täglich, morgens eine raucht er: „Zum Frühstück, wenn andere Kaffee trinken.“Weniger anspruchsv­olle Zigarren dreht Oduardo sogar bis zu 130 Mal am Tag. 130 Zigarren, alle komplett per Hand – das gibt es nur noch in Kuba. „In allen anderen Ländern wie Nicaragua oder der Dominikani­schen Republik werden die Zigarren maschinell gepresst. Deswegen sind die kubanische­n so besonders.“

Inzwischen ist seine Zigarre fast fertig gedreht. Oduardo legt sie auf den Tisch, setzt mit dem Chaveta, einem scharfen Messer an, um das Ende abzuschnei­den. „Die Zigarre ist Beiwerk zum Genuss. Der eigentlich­e Genuss ist die Zeit, die einem die Zigarre schenkt“, sagt Oduardo.

Dann steckt er die Zigarre an, nimmt ruhig einen tiefen Zug.

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Yosvany Herrera Oduardo (35) bei der Arbeit. Bei „Pfeifen Tesch“an den Colonnaden dreht er Zigarren.
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Schritt zwei: Die Zigarre ist gedreht, jetzt presst Oduardo die Blätter per Hand zusammen.
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