Gräfe-Ansetzung? Spiel mit dem Feuer!
EINWURF
Die Last-Minute-Rettung des HSV in der Relegation 2015 in Karlsruhe ist mit einigen Namen ganz besonders eng verbunden. Mit Bruno Labbadia, dem Trainer. Mit Marcelo Díaz und Nicolai Müller, den Torschützen. Und mit Manuel Gräfe, dem Schiedsrichter! Schließlich hatte er den Liga-Dino mit einer umstrittenen und bis heute noch immer hitzig diskutierten Freistoß-Entscheidung in der Nachspielzeit am Leben gehalten. Er wurde zum Feindbild der KSC-Fans und zum Buhmann aller, deren Herzen nicht für den HSV schlagen. Zwei Jahre später steht das Bundesliga-Gründungsmitglied schon wieder am Abgrund. Am Sonnabend im SaisonFinale gegen den VfL Wolfsburg ist das Team von Markus Gisdol zum Siegen verdammt, um den erneuten Gang in die Relegation zu verhindern. Und wen schickt der Deutsche Fußball-Bund, um das Nervenspiel zu leiten? Ausgerechnet Gräfe! 21 Referees standen zur Auswahl – die beiden Hamburger Tobias Stieler und Patrick Ittrich nicht mit eingerechnet. Und wen betraut der DFB mit der Aufgabe? Gräfe! Eine Entscheidung, die aus meiner Sicht schwer nachzuvollziehen ist. Warum? Weil im Stadion und vor dem TV alle ganz genau auf ihn schauen und jeden Pfiff bewerten werden! Er steht gewaltig unter Druck. Und das weiß man beim DFB auch. Es ist doch kein Zufall, dass Gräfe nach Karlsruhe nur zwei Spiele mit HSV-Beteiligung pfiff: Im April 2016 gegen Bremen und ein Jahr später in Augsburg. Immerhin war er seither insgesamt 35 Mal im Einsatz. Schon im Vorfeld des Wolfsburg-Spiels fragen sich viele Fans: Bevorteilt der Schiedsrichter den HSV (wieder)? Oder benachteiligt er ihn diesmal sogar, aus der unterbewussten Sorge heraus, dass man ihm später vorwerfen könnte, dem Liga-Dino erneut aus der misslichen Lage geholfen zu haben? Gräfe ist schließlich auch nur ein Mensch. Er wird den Aufschrei nach der Bekanntgabe seiner Ansetzung vernommen haben. Und der 43-jährige Berliner wird wissen, dass er im Fokus steht. Fingerspitzengefühl hat der DFB nicht bewiesen! Der Verband spielt mit dem Feuer.
Schiedsrichter steht gewaltig unter Druck