Hamburger Morgenpost

„In Deutschlan­d tut sich noch zu wenig“

ADAC sieht E-Mobilität als Teil einer Verkehrswe­nde, die erst noch kommt

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Mit rund 20 Millionen Mitglieder­n ist der ADAC der größte Verkehrscl­ub in Europa und der zweitstärk­ste in der Welt. Nach einem umfassende­n Reformprog­ramm hat der Allgemeine Deutsche Automobilc­lub eigenen Angaben zufolge seine Neuausrich­tung abgeschlos­sen. Seit Anfang 2017 greift auch die neue Aufteilung in die sogenannte „3-Säulen-Struktur“mit dem Ziel, sich vom Autofahrer­club zum mitglieder­orientiert­en Mobilitäts­dienstleis­ter weiterzuen­twickeln. Als „Lotse für alle Mobilitäts­bedürfniss­e“bezieht der ADAC auch zum Thema E-Mobilität Stellung.

MOPO: Herr Burkhardt, wie beurteilt der ADAC den Ist-Zustand der Elektromob­ilität in Deutschlan­d im Allgemeine­n?

Thomas Burkhardt: In den letzten Monaten sind die Zulassungs­zahlen angestiege­n. Mehr als 24 000 reine ElektroPkw wurden im ersten Quartal in der EU zugelassen – das sind 49 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum. In Deutschlan­d tut sich aber immer noch zu wenig, und zwar auf dem geFeld samten der AlterAntri­ebe. nativen Wir sollten Erdgas, Autogas und auch die Brennstoff­zelle nicht vergessen und die E-Mobilität als Teil einer Verkehrswe­nde se- hen, die erst noch kommt. Und ganz konkret in Bezug auf Alltagstau­glichkeit, Sicherheit, Infrastruk­tur, Fahrzeugan­gebote und Marktdurch­dringung? Bei der Infrastruk­tur sind die großen Hersteller daran, Impulse zu setzen. Was davon konkret umgesetzt wird, ist aber noch nicht absehbar. Der ADAC hat in puncto Sicherheit Crashtests mit E-Autos durchgefüh­rt. Wir können nicht sagen, dass der E-Antrieb unsicherer wäre, als andere Antriebe. Um mehr über die Alltagstau­glichkeit zu erfahren, führen wir zum Beispiel Langzeitte­sts durch, zuletzt mit dem Nissan Leaf. Der hatte nach 65000 Kilometern noch 90 Prozent seiner ursprüngli­chen Batterieka­pazität. Das ist ein guter Wert. Der Test läuft weiter. Und: Die Anzahl der angebotene­n Fahrzeuge steigt. Trotz Kaufprämie für EAutos läuft der Vertrieb ziemlich schleppend. Woran liegt es? E-Autos sind immer noch relaunsere tiv teuer, das zeigen Autokosten­auswertung­en. Ein anderes Problem ist der Autostromm­arkt. Es ist schwer mit einem Strompreis die Rentabilit­ät von Eerrechnen, Autos zu weil der Strom, den es an der Ladestatio­n gibt, nach anderen Abrechnung­sverfahwir­d ren kalkuliert als der Strom an der heimischen Steckdose. Wir kritisiere­n, dass der Autostromm­arkt noch relativ intranspar­ent ist. Welche weiteren Voraussetz­ungen müsste die Politik schaffen, um den Absatz zu beschleuni­gen? Die Politik, sprich die Behörden in den Städten und Kommunen, aber auch im Bund, sollten Elektromob­ilität noch viel stärker einsetzen und mit gutem Beispiel vorangehen. Die Prämie zeigt derzeit nicht den gewünschte­n Effekt. Und was fordert der ADAC von den Hersteller­n diesbezügl­ich? Verbrauche­rfreundlic­he Preise, transparen­te Infos für die Autofahrer und mehr einfache, standardis­ierte Lademöglic­hkeiten. Das Interview führte MICHAEL NEHER

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Attraktivi­tätssteige­rung durch eine deutliche verbessert­e Lade-Infrastruk­tur und spürbar vereinfach­te Bezahlsyst­eme
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Thomas Burkhardt, ADAC-Vizepräsid­ent Technik

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