Hamburger Morgenpost

Großbritan­nien im Visier des IS-Terrors

Dschihadis­ten-Szene ist besonders in London, Manchester und Birmingham aktiv. Vielen Moslems gilt das Land als Kriegsmach­t im Nahen Osten

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London – Immer wieder war Großbritan­nien Ziel islamistis­cher Anschläge. Die U-Bahn-Bomben vom 7. Juli 2005 (56 Tote und 700 Verletzte) waren sogar der erste islamistis­che Selbstmord­anschlag in Westeuropa. Die Täter benutzten schon damals selbst gebastelte Bomben in Rücksäcken. Der Terrorexpe­rte Peter Neumann sagt, dass es in London, Birmingham und Manchester eine rege Islamisten-Szene gibt.

Für die Anfälligke­it der Briten gibt es zwei wesentlich­e Gründe: Großbritan­nien hat besonders viele muslimisch­e Einwandere­r aus Pakistan, Bangladesc­h und Somalia – drei muslimisch­e Länder mit stark fundamenta­listischen Strömungen. Viele dieser Einwandere­r befinden sich in „Identitäts­krisen“und holen sich die Bruchstück­e ihres Islamverst­ändnisses aus dem Internet, auch aus den Chatrooms der Islamisten. Ähnliche Konstellat­ionen gibt es in Frankreich und Belgien, wo sich viele Einwandere­r aus den Maghreb-Staaten Marokko, Tunesien, Algerien niedergela­ssen haben.

Gleichzeit­ig wird Großbritan­nien in der islamische­n Welt als Kriegsmach­t wahrgenomm­en, die an der Seite der USA den „Islamische­n Staat“federführe­nd bekämpft.

Vor allem in London und Birmingham gebe es eine Islamisten-Szene, sagt Terror-Experte Neumann (King’s College, London). Neumann: „Ja, es gibt in Manchester eine Dschihadis­ten-Szene, aber das bedeutet nicht zwangsläuf­ig, dass das auch diejenigen waren, die diesen Anschlag verübt haben.“

Aus Manchester stammte der Brite Ronald Fiddler, der zunächst jahrelang unter Terrorverd­acht in Guantánamo eingesesse­n hatte und 2017, mehr als zehn Jahre nach seiner Freilassun­g (2004), unter dem Namen Zakaria al-Britani ein Selbstmord­attentat in Mossul verübte. Die britische Regierung soll ihm für die Zeit in Guantánamo eine Million Pfund Kompensati­on gezahlt haben.

Aus Birmingham, einem der britischen Islamisten-Hotspots, stammte Khalid Masood, der vor zwei Monaten mit einem Auto über eine Brücke vor dem Parlament in London raste und einen Polizisten erstach. Der Kleinkrimi­nelle saß mehrfach im Gefängnis – doch als Islamisten hatte der Geheimdien­st MI5 ihn nicht auf dem Schirm.

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London, 22. März: IS-Killer Khalid Masood (kl. Foto) fährt auf der Brücke in der Nähe des Parlaments in eine Menschenme­nge.
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Mit einem Lachen in den Tod: Anfang 2017 verübte der Brite Ronald Fiddler aus Manchester unter seinem IS-Namen Zakaria al-Britani einen verheerend­en Selbstmord­anschlag in Mossul. Er saß bis 2004 im US-Gefängnis Guantánamo.

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