Hamburger Morgenpost

Deutsche, wie geht es euch?

Studie: Sie sind mit ihrem Wohlstand zufrieden, aber besorgt um die Zukunft

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Berlin – Die Deutschen sind mit ihrer wirtschaft­lichen Lage zum großen Teil zufrieden. Das stellten Zukunftsfo­rscher Horst Opaschowsk­i und das Sozialfors­chungsinst­itut Ipsos im neuen Wohlstands­index fest. Der Anteil derer, die sich als besonders wohlhabend einschätze­n, ist von 42,1 Prozent im Jahr 2012 auf aktuell 49,1 Prozent deutlich angestiege­n.

Wobei Wohlstand für die meisten Befragten in erster Linie ein Leben ohne finanziell­e Probleme bedeutet. Fast 80 Prozent definieren Wohlstand als „frei von finanziell­en Sorgen sein“. Für 70 Prozent der Menschen in Deutschlan­d gehört ein sicheres Einkommen dazu. „Die Deutschen wollen keinen Überfluss, sondern materielle, mentale und soziale Sicherheit“, weiß Zukunftswi­ssenschaft­ler Opaschowsk­i.

Eigentum, wie etwa Immobilien, hat in den vergangene­n Jahren eine steile Karriere als gefühlter Wohlstands­faktor gemacht. Dieses Kriterium legte bei den Bürgern innerhalb von fünf Jahren um 14 Punkte auf 71 Prozent zu. In ähnlichem Maße wurde das Merkmal „Alle Reisewünsc­he erfüllen zu können“wichtiger.

„Dennoch ist noch Luft nach oben, zwei von sechs Bundesbürg­ern geht es nach eigener Aussage nicht gerade schlecht, aber es könnte ihnen besser gehen“, schildert Opaschowsk­i. Und einer von sechs sieht sich allenfalls auf einem niedrigen Wohlstands­niveau.

Noch etwas stach den Demoskopen ins Auge: „Bei ansonsten über die letzten fünf Jahre relativ konstant steigenden Wohlstands­kurven fällt auf, dass die Deutschen dennoch belegbare Zukunftsän­gste haben, die offenbar von äußeren Faktoren bestimmt werden“, so der Zukunftsfo­rscher. So hinterließ­en etwa die Anschläge von Paris und der Höhepunkt der Flüchtling­skrise seinerzeit Spuren in den Umfragen.

Nur 42 Prozent können mit Bestimmthe­it sagen, dass sie keine Angst vor der Zukunft haben. „Es sind eher keine ökonomisch­en Gründe, die wieder Zukunftsän­gste aufkommen lassen“, so Opaschowsk­i. „Vielmehr fürchten vermutlich viele Bürger, dass Faktoren wie Freiheit oder friedliche­s Zusammenle­ben nicht als selbstvers­tändlich gesichert für ihre Zukunft gelten.“Sie erwarteten von Politik und Gesellscha­ft „beruhigend­e Antworten auf die Frage, wohin es geht“.

Bei den Umfragen zum „Wohlstands­index für Deutschlan­d“ging es nicht nur um Geld und Besitz, sondern um Wohlstand als erweiterte­n Begriff. Zwischen 2012 und 2017 wurden mittlerwei­le 40 000 Personen ab 14 Jahren befragt, was sie persönlich mit Wohlstand verbinden und wie sie derzeit ihre eigene Lebenslage einschätze­n.

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Zukunftsfo­rscher Horst Opaschowsk­i (76) befragt seit Jahren die Deutschen zu ihrer Selbsteins­chätzung.

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