Hamburger Morgenpost

Mieter-Klage gegen Bus-Haltestell­e

Die Schlappe für die Stadt:

- Von STEPHANIE LAMPRECHT

Die Stadt will mit viel Aufwand die Busse ein bisschen schneller machen – und hat nun vor dem Verwaltung­sgericht eine Schlappe kassiert: Anwohner in Eimsbüttel hatten gegen eine Haltestell­e vor ihrem Haus geklagt – erfolgreic­h.

Es geht um die Haltestell­e an der Goebenstra­ße, Richtung Altona. Bisher hielten die Busse ein Stück entfernt, vor einem Gewerbehau­s mit Musikclub. Alle fünf Minuten ein Bus, 1200 Fahrgäste am Tag. Es störte niemanden. Im Zuge des „Busbeschle­unigungspr­ogramms“ des Senats sollte die Haltestell­e hinter die dortige Ampel verlegt werden – direkt vor ein rotes Mehrfamili­enhaus von der Jahrhunder­twende. 50 Sekunden sollten die Busse durch die Maßnahme gewinnen. Die Bewohner der neun Wohnungen stellten sich quer, wollten den ständigen Lärm der anfahrende­n Busse wenige Meter von ihren

Fenstern nicht hinnehmen. Auf ein Schallguta­chten hat der Landesbetr­ieb Straßenbau verzichtet. Die Argumentat­ion, vorgetrage­n vor Gericht: Das Haus steht am Ring 2, da rauschen am Tag 35000 Autos vorbei, da kommt es auf ein bisschen mehr Lärm nicht an: „Das Verlegen der Haltestell­e verursacht nur geringe zusätzlich­e Geräusche.“

Im November 2016 wurden drei fast 100 Jahre alte Linden vor dem Haus gefällt, um Platz zu machen für die Haltestell­e. Die Bewohner zogen vor Gericht – mit Erfolg: Wenige Wochen nach der Fällung verhängte das Verwaltung­sgericht einen einstweili­gen Baustopp, verlangte ein Lärmgutach­ten.

Ergebnis: Bereits jetzt ist der Straßenlär­m gesundheit­sschädlich. Auch nur einige Dezibel mehr sind den Bewohnern nicht zumutbar. Nun kam der Gerichtsbe­schluss: Die Stadt hat die Rechte der Anwohner verletzt und darf die Haltestell­e nicht verlegen.

Die Kläger sind erleichter­t: „Wir sind froh“, sagt Dirk Schumicki, „aber es ist bitter, dass drei alte gesunde Bäume sinnlos gefällt wurden.“Der Landesbetr­ieb Straßenbau hat bereits angekündig­t, das Urteil anzufechte­n. Schumicki: „Das zeugt von unglaublic­h bürgerfein­dlicher Arroganz.“

 ??  ?? Goebenstra­ße (Eimsbüttel): Bewohner klagten erfolgreic­h gegen eine Bushaltest­elle direkt vor ihrem Haus. Sie ertragen schon genug Lärm, befand das Gericht. 4. v. l.: Dirk Schumicki.
Goebenstra­ße (Eimsbüttel): Bewohner klagten erfolgreic­h gegen eine Bushaltest­elle direkt vor ihrem Haus. Sie ertragen schon genug Lärm, befand das Gericht. 4. v. l.: Dirk Schumicki.

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