Hamburger Morgenpost

Applaus, Applaus: Jonas Kaufmann

Der Startenor musste das Publikum in der Elbphilhar­monie um Zurückhalt­ung bitten

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Nichts gegen Beifall, aber alles zu seiner Zeit. Und so erhebt Jonas Kaufmann auch in der Elbphilhar­monie nach dem Jubel für das erste der fünf Duparc-Lieder seine Stimme – zum Sprechen, nicht zum Singen.

„Ich freue mich wahnsinnig über jeden Applaus – am Ende umso lieber“, bittet der Heldenteno­r um Zurückhalt­ung. „Ich glaube, es ist schöner.“Was ihm erneut Beifall einbringt: Diesmal von den Musikkundi­gen im Saal. Der Rest begreift das Klatsch-Ritual eines Liederaben­ds erst mit Verzögerun­g. Nicht nach jedem Lied wird applaudier­t, sondern erst nach dem Ende einer Liedgruppe. Ist halt kein Pop-Konzert…

Zumal dem 47-Jährigen nichts mehr zuwider ist, als starmäßig aufzutrump­fen. Nachdem ihn eine Erkältung im Januar zur Auszeit gezwungen hatte, zeigt sich seine Stimme nun wieder voller Kraft und Wandlungsf­ähigkeit. Das kommt vor allem den drei Liszt-Sonetten und den sieben Strauss-Liedern (plus drei Zugaben) nach der Pause zugute.

Denn der schöne Mann mit den leicht ergrauten Locken ordnet hier seine Kunst dem Werk unter. Was zuvor bei Duparc und Schuberts „Bürgschaft“fehlt, ist die Beweglichk­eit im Piano, sind die feinen Schattieru­ngen. All das, was sein Begleiter Helmut Deutsch aufs Verzaubern­dste umzusetzen weiß – und den Mann am Flügel zum heimlichen Star des Abends macht.

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