Gioia (10) regiert
Lokstedt 200 Knirpse betreiben vier Tage lang ihre eigene Mini-Stadt. Rundgang mit der Bürgermeisterin
Bankkunden Bo und Yannick (beide 8) zeigen Gehaltsscheck und „Henrys“, die Währung in „Henry Town“. Konzentration bitte: In der Henry-Bank werden die Gehaltsschecks sorgfältig auf die jeweiligen Konten eingezahlt. Philippo (11) ist Moderator beim Radio der Kinderstadt. Neben Wetter und Musik sendet er auch selbst gesprochene Werbespots für die örtlichen Geschäftsleute. Von STEPHANIE LAMPRECHT
Vier Tage lang groß sein, Geld verdienen, Miete zahlen, wählen gehen: Auf dem Gelände des Corvey-Gymnasiums in Lokstedt ist die Kinderstadt „Henry Town“entstanden. Noch bis morgen proben 200 Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren aus ganz Hamburg das Leben (fast) ohne Erwachsene.
Gioia (10) hat einen harten Job: Sie ist Bürgermeisterin von „Henry Town“, und während die Bürger alle Mittagspause machen, hat Gioia noch nicht mal Zeit, etwas zu essen. Gerade hat sie Schulstaatsrat Rainer Schulz und den DRK-Präsidenten Wilhelm Rapp durch die Stadt der Kinder geführt, jetzt will sie mal kurz verschnaufen – und schon kommen ihre Wähler an: „Die Duschen sind kalt!“, „Am Wasserspender ist immer so eine lange Schlange!“, „In unserem Schlafraum riecht’s komisch.“
Gioia hört sich die Klagen an, fragt nach („Lüftet ihr auch ordentlich?“), verspricht Abhilfe: „Ich kümmere mich darum. Wir besprechen das heute Abend auf der Bürgerversammlung.“Eines ihrer Wahlversprechen hat sie schon umgesetzt: „Ich habe die Miete von 15 auf 10 Henry pro Tag gesenkt.“Dann fügt sie, ganz Polit-Profi, hinzu: „Weniger geht nicht, dann bricht das System zusammen.“
„Henry“, das ist die Währung in „Henry Town“. Der Name geht auf den DRKGründer Henry Dunant zurück. Das Jugendrotkreuz organisiert und betreut die Kinderstadt. Alle Bewohner kommen zwei Mal am Tag zur Arbeitsagentur, wo die Jobs verteilt werden, als Le-